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Abb. 6.32
Schematischer Schnitt durch das Vorlandbecken der Cordillera de la Costa (Kollision zwischen Südamerika und der Karibischen
Platte) mit dem Orinoco-Gürtel (Venezula). Das von den Muttergesteinen (Kreide und älter) im tiefen Bereich des Beckens freigesetzte Öl
ist nur zum Teil in konventionellen Fallen geblieben, ein großer Teil ist bis an den äußeren Rand des Beckens in lockere Sandsteine migriert
und dort zu Schweröl degradiert. Nach Jacome et al. 2003.
ein ursprünglicher borealer Nadelwald wuchs, sind großflächige
Tagebaue entstanden (Johnson 2012;
.
Abb. 6.33
). Der Teersand
wird mit Baggern auf große Muldenkipper geladen, die das grobe
Material zu einem Brecher bringen. Das Ergebnis wird mit Was-
ser aufgeschlämmt. In großen Becken werden Sand, Bitumen
und Wasser getrennt, der Sand wird dann in Tailing-Seen sedi-
mentiert. Durchschnittlich ergibt eine Tonne Ölsand nur ein
halbes Barrel Öl.
Weiter südlich ist die Überdeckung zu groß, aber man hat
eine Methode entwickelt, um die Förderung mit Bohrungen
möglich zu machen. Dazu werden zwei Bohrungen abgeteuft, die
in der betreffenden Schicht über Hunderte Meter horizontal ver-
laufen und sich im Abstand von wenigen Metern übereinander
befinden. Durch die obere Bohrung wird dann überhitzter
Dampf injiziert, der das Bitumen so weit erhitzt, dass es fließfähig
wird und der Schwerkraft folgend zur unteren Bohrung strömt.
Nun kann eine heiße Emulsion aus kondensiertem Wasser und
Bitumen an die Oberfläche gepumpt werden. Nach der Trennung
wird das Wasser erneut zur Dampferzeugung verwendet. Das
Verfahren wird Steam Assisted Gravity Drainage (SAGD) ge-
nannt. Die Ausbeute ist mit bis zu 60 % sehr hoch, allerdings sind
das auch die Anforderungen an das Material und vor allem der
Energiebedarf für die Dampferzeugung. Pro Barrel Bitumen
müssen zwei bis drei Barrel Wasser verdampft werden.
Die Schweröle im Orinoco-Gürtel sind zum Teil einfacher zu
fördern. Zum einen ist ihre Viskosität nicht ganz so hoch, zum
anderen befinden sie sich in so großer Tiefe, dass sie bereits
warm sind. Hier werden horizontale Bohrungen abgeteuft, in die
das Schweröl von selbst fließt. Allerdings sind spezielle Pumpen
notwendig, um die zähe Masse zu heben. Die Ausbeute beträgt
auf diese Weise aber nur 15 % des vorhandenen Öls (die oben
genannte Schätzung des USGS geht von teureren Methoden und
einer Ausbeute von 45 % aus). In Kanada gibt es südlich der
Athabasca-Teersande ebenfalls einen Gürtel mit Schwerölen. Bei
diesen hat sich ein Bohrverfahren durchgesetzt, bei dem man
nicht wie normalerweise versucht, mit einem Filter das Eindrin-
gen von Sand in das Bohrloch zu verhindern, sondern mit spezi-
ellen Pumpen bewusst eine Mischung aus Schweröl und Sand an
die Oberfläche pumpt (
cold heavy oil production with sand
,
CHOPS).
Abb. 6.33
Abbau der Athabasca-Teersande bei Fort McMurray,
Alberta (Kanada). © dan_prat / iStockphoto.