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(z. B. im Eozän die Green-River-Formation in den USA), in
seichten Schelfmeeren (z. B. der »Kukersit« in Estland im
Ordovizium), am Rand von Sümpfen in Kohlebecken (Fushun,
China) und in kleiner Menge in Kraterseen von Vulkanen und in
Maren (Grube Messel bei Darmstadt).
Die Grube Messel zählt zu den berühmtesten Fossilienfund-
stellen der Welt. Unzählige Tiere aus dem Eozän wurden hier
gefunden, die so gut erhalten sind, dass zum Teil noch die Weich-
teile von Säugetieren und die Farben von Insektenflügeln er-
kennbar sind. Der Ölschiefer wurde früher zur Ölgewinnung
abgebaut, dabei sind sicherlich viele erstklassige Fossilien ver-
brannt.
Der Abbau im Tagebau und das direkte Verbrennen in einem
Kraftwerk ist die energetisch günstigste Verwendung. Die Rück-
stände bilden zudem einen guten Rohstoff für die Zementpro-
duktion. Estland deckt damit 90 % des Strombedarfs, in keinem
anderen Land ist das von Bedeutung. In Deutschland nutzt das
Zementwerk Dotternhausen am Rand der Schwäbischen Alb
Ölschiefer intern zur Stromgewinnung und erzeugt anschlie-
ßend mit dem gebrannten Ölschiefer Zement.
Zur Gewinnung von Öl wird der abgebaute Ölschiefer in
einer Retorte erhitzt. Im großen Stil wird das nur in Estland und
in China gemacht, wobei in China vor allem ein Ölschiefer ge-
nutzt wird, der in einem großen Kohletagebau über einem
mächtigen Kohleflöz liegt und daher sowieso abgebaut wird. In
einigen anderen Ländern wird wegen des hohen Ölpreises explo-
riert und über einen Einstieg oder einen Ausbau der Kapazitäten
nachgedacht.
Es wurden auch verschiedene In-situ -Methoden entwickelt,
bei denen der Ölschiefer unterirdisch über Jahre hinweg erhitzt
wird, elektrisch oder durch heiße Gase. Danach kann das Öl mit
Fracking gefördert werden, auch dort, wo der Abbau im Tagebau
nicht möglich ist. Pilotanlagen haben gezeigt, dass dies möglich
ist, die gewonnene Energie ist größer als die aufgewendete. Es
würde sich aber erst bei einem deutlich höheren Ölpreis lohnen
und ist nicht gerade umweltfreundlich.
In den USA gibt es drei Formationen, die alle einen theore-
tischen Ölgehalt haben, der jeweils der weltweiten Menge an
konventionellen Ölressourcen entspricht. Das sind Ölschiefer
aus der Kreidezeit im Piceance-Becken (Colorado), aus dem
Eozän in der Green-River-Formation (Colorado, Wyoming,
Utah) und aus dem Paläogen im Uintah-Becken (Utah). Ob hier
jemals nennenswerte Mengen an Öl gewonnen werden, ist trotz-
dem fraglich. Weitere Vorkommen gibt es in Russland, Brasilien,
Kongo, Marokko, Jordanien und vielen weiteren Ländern.
den Barrel - fast das Doppelte von Ghawar, dem größten konven-
tionellen Ölfeld der Welt.
Die Vorkommen von Schweröl im Orinoco-Gürtel in Vene-
zuela liegen in einer ähnlichen Größenordnung - die Gesamt-
menge ist etwas kleiner, der förderbare Anteil wird deutlich
höher angenommen. Die Abschätzungen der förderbaren Menge
wurden immer wieder nach oben korrigiert. 2009 gab der USGS
unglaubliche 513 Milliarden Barrel an - fast das Doppelte der
sicher bekannten Ölressourcen von Saudi-Arabien. Dabei geht es
um ein 300 km langes, bis zu 100 km breites Gebiet, das dem Lauf
des namensgebenden Flusses folgt. Genau genommen handelt es
sich überwiegend um sehr schweres Öl, also schwerer als Wasser.
Schweröl bis Bitumen (Asphalt) ist ein kontinuierliches
Spektrum mit fließenden Übergängen (im Gegensatz zu den
zäh fließenden Substanzen). Die Abgrenzung der Begriffe
ist nicht klar definiert.
Im Vergleich dazu kleinere, aber noch immer gewaltige Vorkom-
men von Schweröl und Bitumen finden sich weltweit, beispiels-
weise in Kalifornien, entlang der Anden, im Nahen Osten und im
Kaspischen Becken, in der Republik Kongo (Brazzaville), in Ost-
sibirien und in China. Insgesamt sind die Reserven deutlich
größer als von konventionellem Öl, selbst wenn die bisherige
kumulative Förderung eingerechnet wird. Allerdings haben
solche unkonventionellen Öle den Nachteil, dass sie sich nur
schwer fördern, transportieren und verarbeiten lassen. Sie haben
nicht nur eine sehr hohe Dichte, sondern sind vor allem extrem
zähflüssig: Das Spektrum reicht von so ähnlich wie Honig bis
hin zu festem Asphalt. Das liegt daran, dass sie fast nur aus sehr
großen Molekülen bestehen. Außerdem ist der Gehalt an Schwer-
metallen wie Nickel und Vanadium sowie an Schwefel, Stickstoff
und Sauerstoff deutlich erhöht. Der Gehalt an Wasserstoff ist
hingegen deutlich niedriger als in normalem Rohöl.
Diese Substanzen sind, wie bereits ausführlich beschrieben
( 7 Abschn. 6.3 ), durch Degradation von normalem Rohöl ent-
standen, insbesondere durch Mikroorganismen (Biodegrada-
tion), weil das Öl, statt in einer tiefen Falle zu bleiben, in ein
seichtes Reservoir migriert ist. Die größten Vorkommen von
Schweröl und Teersand befinden sich jeweils am äußeren Rand
von Becken im Vorland eines Gebirges (Head et al 2003, Jacome
et al. 2003, Hein 2006). Im Fall der Athabasca-Teersande geht
es um die laramidische Gebirgsbildung der Rocky Mountains
(späte Kreide, frühes Tertiär), im Fall des Orinoco-Gürtels um
die Cordillera de la Costa, das entlang der Karibikküste ver-
laufende nordöstliche Ende der Anden. Während der Gebirgsbil-
dung hat ein Muttergestein im tiefsten Teil des Vorlandbeckens
das Ölfenster erreicht, das Öl migrierte unter einem dichten
Horizont bis ans andere Ende des Beckens ( . Abb. 6.32 ) und
blieb in geringer Tiefe in einem noch unverfestigten Sandstein
stecken (in Venezuela ist unterwegs immerhin ein kleinerer Teil
in konventionellen Fallen geblieben).
Ist die Überdeckung der betreffenden Schicht gering, wird sie
am einfachsten im Tagebau gewonnen. Das ist am Nordrand des
Athabasca-Beckens der Fall, wo sich nur ein torfreicher Boden
und weiche Sedimente über dem Teersand befinden. Wo bisher
6.9
Teersand, Schweröl
Die Teersande (auch Ölsand genannt) im östlichen Vorland der
Rocky Mountains (Alberta) machen Kanada derzeit immerhin
zum sechstgrößten Ölproduzenten der Welt. Die Athabasca-Teer-
sande sind mit Abstand das weltgrößte Vorkommen von Bitu-
men, in der Umgebung gibt es noch mehrere kleinere, wie Peace
River und Cold Lake. Es geht um eine Fläche von 141 000 km 2 .
Selbst wenn nur 10 % als förderbar gelten, sind das 174,5 Milliar-
 
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