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Abb. 6.31 Karte der USA mit der Verbreitung von kohlenwasserstoffhaltigen Tonsteinen, aus denen per Fracking Gas und Öl gewonnen
werden. Manche Becken enthalten mehrere entsprechende Schichten. Die wichtigsten Formationen sind rot eingezeichnet. Schieferöl
kommt fast nur aus dem Bakken- und dem Eagle-Ford-Schiefer. Nach EIA, 2011.
englischen Blackpool mit den Magnituden 2,3 (1. April 2011)
und 1,5 (27. Mai 2011) stehen im Zusammenhang mit Fracking
und veranlassten die englischen Behörden zu der Auflage, dass
die beteiligten Firmen die seimischen Aktivität in ihren Gebieten
sehr genau zu beobachten haben (Department of Energy and
Climate Change 2012, Vukomanovic 2011). Ähnliche Ereignisse
fanden auch in anderen Regionen statt, so auch in Deutschland,
etwa am 13. Februar ein Erdbeben mit der Magnitude 3,0 im
Gebiet des Erdgasfeldes Neuenkirchen-Tewel. In diesem Gasfeld
war der letzte Frack damals bereits rund zwei Jahre her. In diesem
Fall wäre es durchaus möglich, dass das Beben nichts mit dem
Fracking zu tun hat. Es darf nämlich nicht unterschlagen werden,
dass auch die konventionelle Gas- und Ölförderung die Seis-
mizität eines Gebiets deutlich erhöhen können, wenn die Lager-
stätte geleert wird und sich dadurch die Spannungsverhältnisse
im Gestein verändern. Im selben Gasfeld hatte es bereits 2004 ein
Beben mit der Magnitude 4,5 gegeben (Schrammar 2012). Erd-
beben der Magnitude 3 bis 4 sind zwar für Menschen wahrnehm-
bar, sie verursachen aber meist keine Schäden. Stärkere Beben
infolge von Fracking schließen Experten aus (Arbeitskreis gesell-
schaftliche Akteure 2011). Manchmal sind dem Fracking zuge-
schriebene Erdbeben auf das Verpressen des verbrauchten Was-
sers zurückzuführen, wie es sich in Ohio gezeigt hat (Anonymus
2012). Untersuchungen im Bereich des Barnett-Schiefers in den
USA haben ergeben, dass im Zeitraum von November 2009 bis
September 2011 rund 67 Erschütterungen mit einer Magnitude
von 1,5 und mehr stattfanden. Bei 24 von ihnen konnte das Epi-
zentrum genauer lokalisiert werden und es lag in einem Umkreis
von 3,2 km um eine Bohrung. Von den 161 Bohrlöchern im Ge-
biet einer Studie zeigten rund 90 % keine Seismizität (Frohlich
2012). Gefährdet sind besonders Bohrlöcher in Gesteinschich-
ten, die einer ohnehin erhöhten Spannung unterliegen. Diese
Spannung kann sich dann durch die menschlichen Aktivitäten
leichter lösen. Auch hier liegt mit Sicherheit noch viel For-
schungsbedarf vor.
Die USA ( . Abb. 6.31 ) konnten unter dem derzeitigen Boom
in Sachen unkonventioneller Erdgas- und Erdölförderung ihre
Abhängigkeit von Energieimporten drastisch reduzieren, bis zu
83 % ihres Energiehungers konnten sie in den letzten Jahren aus
eigenen Quellen bedienen. Die dortigen Gaspreise fielen da-
durch teilweise sehr drastisch. Indirekt konnte auch Europa da-
von profitieren, weil beispielsweise der Importbedarf der USA
von Flüssiggas aus Katar sank. Das führte dann dazu, dass bisher
hier dominierende Versorger wie die russische Gazprom ihren
Kunden mit Preisnachlässen entgegenkommen mussten (Ten-
brock & Vorholz 2013).
Europa und speziell Deutschland sind im Hinblick auf Ener-
gierohstoffe stark von Importen abhängig. An gewinnbaren
Schiefergasreserven geht die BGR von rund 1,3 Billionen Kubik-
metern aus (Andruleit et al. 2012). Andere Schätzungen rechnen
mit Mengen zwischen 0,7 und 2,3 Billionen Kubikmetern (Nestler
2013). Diese Werte liegen deutlich über den Mengen an konven-
tionellen Erdgasressourcen von 0,15 Billionen Kubikmetern be-
ziehungsweise Erdgasreserven von 0,146 Billionen Kubikmetern.
Während der amerikanische Präsident noch von Gasvorräten
für die nächsten 100 Jahre schwärmt, ziehen einige dunkle
Wolken am Horizont auf, welche die Aussicht ein wenig trüben.
Und es sind nicht Umweltbedenken, welche hier eine Rolle
spielen. So hat man aufgrund der zahllosen Bohrungen in einem
der Fördergebiete, dem Marcellus-Schiefer, jetzt genauere Daten
und es deutet sich an, dass hier wohl rund 42 % weniger Schie-
fergas als ursprünglich geplant förderbar sind, eventuell sogar
nur ganze 10 % (Tenbrock & Vorholz 2013). Außerdem liefern
in den USA nur wenige Felder den Hauptanteil des geförderten
unkonventionellen Gases und Öls. Beim Schiefergas kommen
88 % aus sechs von landesweit 30 Lagerstätten. Beim Schieferöl
sieht es noch einseitiger aus, zwei von 21 Vorkommen sorgen für
81 % der Förderung (Hughes 2013).
Ein Teil der Probleme ist auch durch den Erfolg der Förde-
rung zu erklären. So sind die Gaspreise in den USA stark ge-
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