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Abb. 6.25 Eine Ölpumpe (»Pferdekopf«) in Baku (Aserbaidschan). © F. Neukirchen.
mit Meerwasser geflutet. Durch Injizieren von Säuren lässt
sich zudem die Permeabilität verbessern, weil Karbonate gelöst
werden. Allerdings fließt das Wasser bevorzugt entlang be-
stimmter besonders permeabler Wege und davon abgelegene
Poren werden kaum beeinflusst. Irgendwann wird mehr Wasser
als Öl an die Oberfläche gepumpt. Das Fluten mit Meerwasser
hat zugleich den Nachteil, dass Mikroorganismen in die Lager-
stätte gelangen. Diese führen zu einer verstärkten Biodegrada-
tion des Öls und erhöhen durch die Reduktion des im Meerwas-
ser gelösten Sulfats zu H 2 S den Schwefelgehalt im Öl. Außerdem
kann es passieren, dass durch das Sulfat des Meerwassers in den
Poren Baryt (BaSO 4 ) ausgefällt wird, was die Permeabilität des
Reservoirgesteins verringert. Daher wird dem Meerwasser oft
vor dem injizieren das Sulfat entzogen, zusätzlich werden Biozide
zugegeben. Selbst mithilfe der sekundären Fördermethoden
lassen sich durchschnittlich nur etwas mehr als ein Drittel des
ursprünglich in der Lagerstätte vorhandenen Öls gewinnen,
wobei dieser Anteil je nach den Gegebenheiten deutlich höher
oder geringer sein kann.
Ist eine Lagerstätte mit diesen konventionellen Methoden
erschöpft, so kann man die Lebensdauer des Feldes mit den so-
genannten tertiären Fördermethoden (Enhanced Oil Recovery,
EOR) verlängern (Thomas 2008). Wie weit die technischen Mög-
lichkeiten ausgeschöpft werden, ist vor allem eine Frage des
Ölpreises, möglich ist derzeit je nach den Gegebenheiten eine
zusätzliche Ausbeute von 5-30 % des ursprünglich vorhandenen
Öls - der weltweite Schnitt erhöht sich damit auf rund 50 % des
ursprünglichen Öls. Streng genommen handelt es sich dabei
nicht mehr um konventionelle Förderung.
Eine Möglichkeit ist, Gas (N 2 , CO 2 , Erdgas) oder gar Benzin
zu injizieren, damit diese sich im Rohöl lösen und die Viskosität
verringern beziehungsweise auch die schweren Bestandteile
mobilisiert werden. Gleichzeitig erhöht dies den Druck. Das
funktioniert in homogenen Reservoiren mit leichtem bis mitt-
lerem Öl ganz gut und wird in den USA sehr häufig angewandt.
Welches Gas injiziert wird, hängt auch von den Eigenschaften des
Reservoirs, der Tiefe und der Temperatur ab.
Bei schweren Ölen weit verbreitet ist die Injektion von über-
hitztem Dampf (Dampffluten, » huff and puff «) wobei die Wärme
die Viskosität des Öls verringert und so das Öl leichter zur För-
derbohrung fließt. Eine Zeit lang hat man sogar versucht, die
Wärme durch Entzünden des Reservoirs zu erzeugen, was sich
aber nicht so gut kontrollieren lässt.
Beim Polymer-Fluten geht es hingegen um eine Erhöhung
der Viskosität des injizierten Wassers (Han et al. 1999, Abidin et
al. 2012). Das Wasser wird mit Polymeren wie Polyacrylamid
(das natürlich selbst aus Kohlenwasserstoffen hergestellt wird)
oder Xanthan (ein durch Fermentation von Kohlenhydraten er-
zeugter Zucker, der auch in Lebensmitteln als Geliermittel ver-
wendet wird) vermischt, manchmal auch mit einer Mischung aus
Polymeren und Ton. Damit wird über Jahre hinweg geflutet, bis
im Reservoir etwa ein Drittel oder die Hälfte des Porenvolumens
damit gefüllt ist. Die zähflüssige Masse treibt das Öl effektiver vor
sich her, da sie nicht einfach an den Öltropfen vorbeifließen
kann. Anschließend kann das normale Wasserfluten fortgesetzt
werden. Die Zonen, die vorher am durchlässigsten waren und
durch die das Wasser bevorzugt geströmt ist, sind jetzt weniger
durchlässig, somit werden nun auch andere Poren erreicht. Im
großen Stil wird das schon länger in China praktiziert. Im Feld
von Daqing wurde extra eine Fabrik gebaut, die jährlich 30 000 t
Polyacrylamid produziert. Das Gewichtsverhältnis von injizier-
tem Polymer zu zusätzlich gefördertem Öl beträgt hier im Opti-
malfall 1:200. Seit der Jahrtausendwende findet diese Methode
weltweit immer weitere Verbreitung. Sie funktioniert aber nicht
immer, es gab Pilotprojekte, bei denen mehr Polymer versenkt als
zusätzliches Öl gefördert wurde. Häufig wird das Polymer-Fluten
mit der Injektion anderer Chemikalien kombiniert. Tenside sor-
gen dafür, dass Öl im Wasser in Emulsion geht. Einen ähnlichen
Effekt hat die Zugabe alkalischer Laugen, die mit Öl reagieren,
indem sich Seife an der Grenze zwischen Wasser und Öl bildet.
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