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Abb. 5.44 Stillgelegte Bauxitgrube bei Otranto, Apulien (Italien). © Loloieg.
Das Hauptförderland für Bauxit, mit fast einem Drittel der
Weltförderung, war im Jahr 2010 Australien, gefolgt von China,
Brasilien und Indien (Lee Bray 2012). Große Reserven haben
zudem Guinea, Jamaika, Guyana und Vietnam. In Europa
werden in Griechenland, Frankreich und Ungarn Bauxite ab-
gebaut. Im Jahr 2007 wurden 190 Millionen Tonnen Bauxit ge-
wonnen, trotz weltweit steigender Nachfrage sollten die bekann-
ten Reserven den Bedarf auch langfristig decken können. Rund
95 % der geförderten Bauxite gehen in die Aluminiumproduk-
tion. Der Rest wird für die Herstellung von Schleifmittel, Ze-
mentzuschlägen, Spezialkeramiken und feuerfesten Produkten
verwendet. Als Nebenprodukt der Aluminiumherstellung wird
auch Gallium gewonnen.
Die bedeutendsten Bauxitlagerstätten befinden sich in
Australien, darunter die Lagerstätten von Weipa auf der Halb-
insel Cape York, Gove im Northern Territory, Darling Ranges
und Kimberley in Westaustralien. Die Bauxite von Weipa bilden
an der Küste leuchtend rote Kliffs, die schon von den frühen
Seefahrern beschrieben wurden. Ihre Natur wurde jedoch erst
relativ spät erkannt, als man eigentlich nach Erdöl suchte (Pohl
2005). Diese Bauxite haben sich über tertiären Arkosen ent-
wickelt.
Da die Bildung und die weitere Entwicklung der Bauxite sehr
stark vom tropischen Klima abhängt und diese Klimagebiete sich
seit dem Mesozoikum nicht deutlich verlagert haben, sind die
größten Lagerstätten dieses Typs in den Tropen beziehungsweise
Subtropen zu finden. Ältere Bauxite sind vergleichsweise selten,
weil diese Gesteine sehr leicht der Erosion zum Opfer fallen. Eine
Ausnahme stellen die Bauxite des Tikhvin-Bergbaudistrikts im
Unterkarbon des Moskauer Beckens dar. Sie liegen über sandig-
glimmerhaltigen Tonen des obersten Devon sowie Mergeln und
Dolomiten des frühen Karbons. Zur Zeit der Ablagerung der
Bauxite im Unterkarbon befand sich hier Festland, das durch
schmale Täler entwässert wurde, in welche Verwitterungspro-
dukte devonischer Tone sedimentiert wurden (Smirnov 1989).
Es handelt sich um relativ schmale und lang gestreckte Linsen,
die von Sedimenten des Unterkarbons und des Quartärs über-
deckt sind.
Von den Lateritbauxiten unterschieden werden die Karst-
bauxite, die hauptsächlich im südlichen Europa im Mittelmeer-
raum (darunter Les Baux) anzutreffen, aber auch aus China und
von den Karibischen Inseln bekannt sind. Meist handelt es sich
nicht um ausgedehnte Lagerstätten, sondern nur um begrenzte
Füllungen von Uvalas (wannenartige Mulden) oder Dolinen in
Karstgebieten. Die Form und die Mächtigkeit der betreffenden
Lagerstätte werden hier durch das Relief und die Höhenlage der
Karstfläche gesteuert. Lange Zeit wurde über den Bildungsme-
chanismus diskutiert. Nach einer Theorie (autochtone Bildung)
handelt es sich um Verwitterungsprodukte von Tonanteilen in
den Karbonatgesteinen (Bárdossy 1982), was aber vermutlich
bei den wenigsten Vorkommen zutrifft. Die wahrscheinlichere
Theorie (allochtone Bildung) nimmt an, dass Material von höher
gelegenen Gebieten mit lateritischer Verwitterung zugeführt und
in den Karsthohlräumen sedimentiert wurde (Petrascheck 1989,
Valeton 1987). Wie sich gezeigt hat, ist der Tonanteil der Karst-
bauxite deutlich von den Tonen der Kalke im Liegenden zu un-
terscheiden, sodass die Bauxite keinen unlöslichen Rückstand
der Verkarstung darstellen können. Problematisch für die Ver-
fechter der zweiten Theorie war die Frage des Transports des
Materials auf einer Karsthochfläche, auf der es keine Flüsse gibt.
Möglicherweise wurden die Bauxite nach einer Absenkung der
Karstfläche unter den Meeresspiegel sedimentiert. So wurden in
den Bauxiten des griechischen Parnass marine Fossilien wie
Gastropoden oder Foraminiferen ebenso gefunden wie lim-
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