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bildet ein epikontinentales Meer. Ein wichtiges Beispiel ist das
Zechsteinmeer, das im Perm weite Teile Mitteleuropas bedeckte
(Mittelengland, Nordsee, Dänemark, Norddeutschland, Polen,
Litauen) und dafür sorgte, dass Norddeutschland zu den salz-
reichsten Regionen Europas zählt. Das Becken entstand durch
weiträumige Dehnung kontinentaler Kruste im Norden des be-
reits weitgehend abgetragenen variszischen Gebirges. Das Meer
drang vom Arktischen Ozean aus (den Atlantik gab es noch
nicht) über einen schmalen Meeresarm in das Becken ein. Der
dünne Kupferschiefer ( 7 Abschn. 5.1 ) war eine frühe Ablagerung
dieses Meeres, darüber folgen Evaporite, die zum Teil mehr als
1000 m mächtig sind. Diese entstanden in mehreren Zyklen, weil
es immer wieder zu einem Einströmen von mehr oder weniger
großen Mengen an frischem Meerwasser kam. Die wichtigsten
Zyklen sind Werra-Serie (Zechstein 1), Staßfurt-Serie (Zechstein
2), Leine-Serie (Zechstein 3) und Aller-Serie (Zechstein 4). In der
Nordsee und in Teilen von Norddeutschland befinden sich dar-
über weitere Zyklen, die aber nur wenige Meter Mächtigkeit ha-
ben: Ohre-Serie (Zechstein 5), Friesland-Serie (Zechstein 6) und
Fulda-Serie (Zechstein 7). Jeder Zyklus beginnt mit einer dünnen
Lage klastischer Sedimente (Tonstein bzw. am Beckenrand
Konglomerat). Darüber folgen geringmächtige Karbonatgesteine
und dann sehr mächtige Schichten von Anhydrit und Steinsalz.
Deren Menge erfordert ein mehr oder weniger kontinuierliches
Zuströmen von Meerwasser auch während der Zyklen, was zu
einer schwankenden Salinität des Zechsteinmeeres führte. So
kam es in manchen Zyklen zu einem mehrfachen Wechsel von
Anhydrit- und Salzschichten. Mehrfach ging das Eindampfen so
weit, dass sogar Kalisalz abgelagert wurde.
Natürlich sind die jeweiligen Ablagerungen nicht gleich-
mäßig im ganzen Becken verteilt. Die Salze der Werra-Serie zum
Beispiel befinden sich nur in kleineren Teilbecken, während die
200-750 m mächtigen Salze der Staßfurt-Serie im gesamten
Becken verbreitet sind. Das Salz bildete sich zum Teil in großer
Wassertiefe, aber auch im Flachwasser, wobei Trübeströme an
Steilhängen turbiditähnliche Massen abgelagerten. Die Karbona-
te befinden sich vor allem im Randbereich des Beckens. Beson-
ders mächtiger Anhydrit hat zum Teil in Ufernähe riffähnliche
Wälle aufgebaut. Später wurden die Evaporite mit mächtigen
Sedimenten überdeckt, was mit terrestrisch abgelagertem Sand-
stein (Buntsandstein) begann.
Es gibt auch riesige Evaporithorizonte, die in Lagunen im
Küstenbereich der Ozeane entstanden sind. Das passierte vor
allem in heißen Zeiten mit Treibhausklima (Warren 2010): Zum
einen sind die Meeresspiegelschwankungen dann zwar häufig,
aber nur von geringer Amplitude (wenige Meter), und zwar über
lange Zeiträume hinweg. Zum anderen ist der Meeresspiegel so
hoch, dass Teile der Kontinente überflutet und flache Küstenbe-
reiche häufiger sind. Dadurch können an flachen Küsten Lagu-
nen entstehen, die zwar hin und wieder mit Meerwasser geflutet
werden, die meiste Zeit aber durch einen Landstreifen vom Meer
getrennt sind. Allerdings kann kontinuierlich frisches Meerwas-
ser einsickern. Häufig war der Zustrom von frischem Meerwas-
ser so groß, dass die Salinität in der Lagune trotz starker Ver-
dunstung vergleichsweise gering blieb und vor allem Gips (mit
eingeschalteten Karbonaten und Tonen) abgelagert wurde. Salz
ist höchstens in geringer Menge vorhanden. Diese Ablagerungen
Abb. 5.29 Vereinfachter Schnitt durch den Salzdiapir von Gorleben
mit den wichtigsten Schichten aus Anhydrit (oliv), Steinsalz (hellblau)
und Kalisalzen (rot) der Zechstein-Serien 2 bis 4. Über dem Salzdiapir
hat sich ein Gipshut (hellgrün) gebildet. Die Sedimentschichten der
Umgebung sind zum Teil nach oben gebogen und an Verwerfungen
bewegt. Vereinfacht nach BGR (n.D.).
werden Plattform-Evaporite genannt, im Gegensatz zu den be-
ckenweiten Evaporiten. Die wichtigsten Beispiele befinden sich
im Nahen Osten in den Plattformsedimenten der Arabischen
Halbinsel beziehungsweise offshore im Persischen Golf, wobei
vor allem der Khuff-Anhydrit aus dem Perm, der Hith-Anhydrit
aus dem Jura und entsprechende Schichten der Rus-Formation
aus dem Eozän zu nennen sind. Viele der großen arabischen Erd-
öl- und Erdgasvorkommen befinden sich unter diesen Sulfat-
schichten ( 7 Abschn. 6.4 ). Ähnliche Horizonte gibt es in Texas
und New Mexico (USA), im Golf von Mexiko und im Amazonas-
becken. In Deutschland wären kleinere Vorkommen im bereits
genannten Gipskeuper zu erwähnen.
Eine mit mächtigen Sedimenten überdeckte Salzschicht be-
hält nicht lange ihre horizontale Form, Salz verformt sich plas-
tisch beziehungsweise es kann regelrecht fließen. Diese Bewe-
gungen werden Halokinese oder Salztektonik genannt. Als Aus-
löser reicht bereits die Überlagerung mit jüngeren Sedimenten
von schwankender Mächtigkeit oder Dichte, das Salz fließt dann
von Bereichen mit höherem Überlagerungsdruck zu Bereichen
mit geringerem Überlagerungsdruck, es bilden sich Walzen,
Wellen und größere Salzkissen. Da das Salz eine geringere Dich-
te als andere Gesteine hat, kann sich die Bewegung derart fort-
setzen, dass es die überlagernden Schichten durchbricht und als
Salzdiapir (Salzstock, Salzdom) oder Salzmauer aufsteigt. Inner-
halb eines Salzdiapirs sind die verschiedenen Salzschichten na-
türlich wild verfaltet und zerschert ( . Abb. 5.29 ).
Bei tektonischen Bewegungen wird das Fließen verstärkt, so-
wohl bei Kollision als auch bei Dehnung. Bei einer Gebirgsbil-
dung können entlang der leicht verformbaren Evaporite mäch-
tige Sedimentpakete abgeschert und als Decke bewegt werden.
Ein wichtiges Beispiel ist das Zagros-Gebirge im Iran: Im nord-
östlichen Teil des Gebirges kollidiert die Arabische Platte mit
Eurasien, was dazu geführt hat, dass südwestlich davon die bis zu
14 km mächtigen Sedimente der Arabischen Platte entlang des
 
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