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Kasten 1.5 Seltene Erden - der Weg zu Chinas Monopol
Mit rund 95 % der Weltförderung hat China quasi ein Monopol
bei den Seltenen Erden erreicht (Braune 2008, Margonelli
2009). Abgebaut wird dort nicht nur die riesige Seltenerd-
Lagerstätte Bayan Obo (
1990er-Jahren begann China die Welt mit billigen SEE-Me-
tallen zu versorgen, wodurch die Preise zum Teil deutlich von
11 700 $ pro Tonne 1992 auf 7430 pro Tonne 1996 fielen. Dies
führte dazu, dass die USA und auch andere Länder zuneh-
mend auf die Importe aus China setzten und ihre eigenen
Reserven vernachlässigten. Für Minen wie Mountain Pass, die
zu den Preisen der chinesischen Anbieter nicht produzieren
konnten, war dieser Preiskampf ohne politische Unterstützung
ruinös. Hinzu kamen die steigenden Kosten für Umweltauf-
lagen, die in den USA deutlich strenger waren als in China.
Nach einer Serie von Unfällen im Jahr 1998, bei der größere
Mengen radioaktiven Abwassers in den Ivanpah Dry Lake
gelangten, wurde die Mine 2002 geschlossen.
Ab 2005 stiegen die Preise für Seltene Erden an, als China dazu
überging, die Exporte zu beschränken. Im Folgejahr und
verstärkt ab 2010 wurden die chinesischen Exporte erneut
limitiert (Jacoby & Jiang 2010). Andere Nationen sahen sich
hierdurch von der Zufuhr wichtiger Rohstoffe abgeschnitten
und klagten bei der Welthandelsorganisation dagegen.
Um die Abhängigkeiten und die daraus entstehenden wirt-
schaftlichen Zwänge zu reduzieren, setzte eine hektische Be-
triebsamkeit in Sachen Seltene Erden ein. Die Mountain Pass
Mine wurde 2008 von einem neu gegründeten Konsortium
unter dem alten Namen Molycorp aufgekauft und begann
2013 erneut mit der Produktion. Auch in anderen Ländern,
besonders in denen mit einer entsprechenden Industrie,
wurden verschiedene SEE-Projekte ins Leben gerufen. Als
Beispiele genannt seien hier nur Deutschland (DRAG 2013,
Nestler 2013) mit dem Vorkommen in Storkwitz (
7
Kasten 3.16) sondern auch andere
SEE-Karbonatite (
7
Abschn. 3.10) und Ionenabsorptionstone
(
Abschn. 5.11.4). Das Monopol ist durchaus als problema-
tisch anzusehen, denn diese Elemente sind für diverse Produk-
te aus der Unterhaltungs- und Telekommunikationstechnolo-
gie ebenso essenziell wie für die Nutzung erneuerbarer Ener-
giequellen und die sogenannte »Energiewende« (
7
Abschn.
2.5). Nun sind ja die Seltenen Erden nicht so selten, wie es ihr
Name suggerieren mag. Wie kommt es also, dass die Welt hin-
sichtlich dieser Rohstoffgruppe von einem chinesischen Mo-
nopol abhängig wurde? Auch wenn die Minerale der Seltenen
Erden nicht so selten sind, gibt es doch ein kleines Problem
mit ihnen. Was nämlich durchaus selten ist, sind wirtschaftlich
abbaubare Vorkommen. Die Minerale der Seltenen Erden ent-
halten sehr häufig Uran und Thorium und diese radioaktiven
Inhaltsstoffe verursachen Probleme. Sie müssen abgetrennt
und anschließend in Abraumhalden und Tailings gelagert wer-
den. Und da kann es zu großen Problemen kommen, wie das
Beispiel Bukit Merah in Malaysia zeigt. Hier hat vor 20 Jahren
eine Raffinerie für Seltene Erden die Böden und das Wasser
kontaminiert. Die Folgen sind eine deutlich erhöhte Krebsrate
in der betroffenen Region und bis heute dauernde Aufräumar-
beiten (Consumer Association of Penang 2013, Bradsher 2011).
Die Erze der großen amerikanischen Mine Mountain Pass
(
7
Abschn. 3.10) sind mäßig radioaktiv. Hierdurch wurde das
Vorkommen auch 1949 entdeckt, als zwei Geologen mit einem
geliehenen Geigerzähler nach Uranerz suchten (Anonymus
2013). Bis 1989 war diese Mine der Hauptproduzent für
Seltene Erden (Margonelli 2009). Allerdings hatte schon Deng
Xiaoping 1992 die Wichtigkeit dieser Elemente erkannt und
die Position Chinas bei den Seltenen Erden mit der des Nahen
Ostens in Sachen Erdöl verglichen (Anonymus o. D.). In den
7
Kasten 1.8),
Australien, wo das bereits seit 1988 bekannte Vorkommen am
Mount Weld (
7
Abschn. 5.11.4) zu den vermutlich reichsten
SEE-Vorkommen der Welt gezählt wird (Utter 2010) und wo
der Abbau bereits beginnt, und Japan, das in seinen Hoheits-
gewässern nach den begehrten Rohstoffen fahndet (Germis &
Nestler 2013).
7
streifen. Manche suchen etwas Bestimmtes, etwa Goldkörner in
einem Fluss, andere haben die Augen für alles Auffällige offen,
das auf Rohstoffe aller Art hinweisen könnte. Größere Unter-
nehmen treten dabei in der Regel erst dann auf den Plan, wenn
bereits Erze gefunden wurden und es um die Beurteilung der
vorhandenen Erzmenge und der Wirtschaftlichkeit geht. Ob es
sich dann tatsächlich lohnt, das Vorkommen abzubauen, ist dann
noch immer nicht gesagt.
Die erste Möglichkeit ist also vielversprechender. Da die je-
weiligen erzbildenden Prozesse meist in einer größeren Region
gewirkt haben, sind in der Nähe einer Lagerstätte oft weitere zu
finden. Daher wird in bekannten Bergbaurevieren intensiv ge-
sucht, wobei mit geophysikalischen Methoden auch Vorkommen
entdeckt werden können, die nicht an der Oberfläche sichtbar
sind. Praktischerweise ist in den Regionen oft schon eine ent-
sprechende Infrastruktur vorhanden, was sowohl die Explora-
tion als auch den späteren Abbau günstiger macht.
Ebenfalls sehr vielversprechend ist die weltweite Suche nach
Gebieten, die eine ähnliche Geologie aufweisen wie die entspre-
chenden bekannten Bergbaureviere. Es ist gut möglich, dass dort
Lagerstätten vom selben Typ gefunden werden können.
Während man früher einfach an der Erdoberfläche nach
»Erzausbissen« oder Alterationszonen suchen konnte, sind
solche leicht aufzuspürenden Lagerstätten kaum noch vorhan-
den. Daher müssen wir Methoden anwenden, die Hinweise auf
in der Tiefe versteckte Vorkommen geben (»blinde Lagerstätte«).
Eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Prospektion
bildet ein umfassendes Wissen über den gesuchten Lagerstätten-
typ einschließlich eines genetischen Modells. Davon ausgehend
wird ein Explorationsmodell entwickelt, das tektonische Struk-
turen, die passenden Gesteine und entsprechende geophysika-
lische und geochemische Parameter umfasst. Welche der in den
folgenden Abschnitten vorgestellten Methoden dann sinnvoller-
weise bei der Suche angewandt werden, hängt vom Typ der ge-
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