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Kasten 5.6 Bergbau auf Eisenerz und Rohstoff für den Straßenbau
Am Nordhang des Wesergebirges bei Porta Westfalica werden
bereits seit 1883 oolithisches Eisenerz und Kalkstein im ober-
jurassischen Korallenoolith gewonnen, seit 1935 in der
heu tigen Verbundgrube Wohlverwahrt-Nammen. Die Zusam-
mensetzung des Erzes in den eisenreichen Ober- und Unter-
flözen beträgt 13-15 % Fe, 33-36 % CaO, 9-11 % SiO 2 und
0,18-% P 2 O 5 . Das Erz war aufgrund seines Gehalts an Karbonat
als kalkiger Zuschlagstoff für die Hütten des Ruhrgebiets und
für die Zementindustrie bestimmt. Im Zeitraum von 1934 bis
1966 wurden in der Grube Wohlverwahrt-Nammen rund 17,8
Millionen Tonnen Erz aus dem Klippenflöz gefördert, wobei
die maximale Jahresförderung bei maximal einer Million Tonnen
lag und noch 1966 bei 473 947 t, was damals knapp 5 % der
westdeutschen Eisenerzförderung entsprach. Damit trug die
Grube wesentlich zur Versorgung der Hütten mit kalkigem
Zuschlagstoff bei (Barbara Rohstoffbetriebe 1991). Seit 1987
bis heute werden im sogenannten Versatzbergbau Festgesteine
für den Verkehrswegebau gewonnen. Dabei wird der Rohstoff
im weitgehend mechanisierten Untertagebetrieb in rund 9 m
breiten, 15-17 m hohen und bis zu 600 m langen Abbau-
kammern durch Bohren und Sprengen abgebaut, die mit der
Schichtung 18 ° nach NNE einfallen. Das gewonnene Material
wird anschließend gleislos mit LKWs zu über Tage gelegenen
Aufbereitungsanlagen transportiert. Jährlich werden je nach
Nachfrage 400 000-500 000 t gefördert. Der Abbau findet
im Kammerpfeilerbau (
Abschn. 1.11) statt, seit 1987 werden
Reststoffe aus der Rauchgasreinigung oder etwa Altsande, die
beim Sandstrahlen anfallen, als Versatz in die ausgeerzte Grube
eingebracht. Die teilweise enormen Hohlräume, die man auch
im benachbarten Besucherbergwerk Kleinenbremen besich-
tigen kann, könnten auch andere Nachnutzungen ermöglichen.
Besonders in den Zeiten der Energiewende wird dabei über
ein unterirdisches Pumpspeicherwerk nachgedacht (Anonymus
2011).
7
denen aber klastischer Goethit im festen Zustand angeschwemmt
wurde. Es handelte sich um die wichtigste deutsche Eisenlager-
stätte. Der Bergbau wurde 1982 eingestellt, im Schacht Konrad
ist ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle
geplant. Die erst 1942 gegründete Großstadt ist noch heute ein
wichtiger Stahlproduzent.
konzentrisch aufgebauten Knollen können auch hohl sein und
eventuell Fossilien beherbergen. Ihre Entstehung wird auf die
Lösung von Eisen während einer Phase intensiver tropischer
Verwitterung zurückgeführt (siehe auch 7 Abschn. 5.11 ). Saure
Wässer transportieren das gelöste Eisen bis in kalkhaltige Be-
reiche. Hier wird das gelöste Eisen aufgrund der Änderung des
pH-Wertes wieder ausgefällt. Heute sind sie bedeutungslos, doch
bis ins 19. Jahrhundert deckten sie in einigen Regionen, zum
Beispiel in Südwestdeutschland und in der Schweiz, einen be-
deutenden Teil des Eisenbedarfs.
5.4
Bohnerz
Bohnerze sind millimeter- bis zentimetergroße Konkretionen
aus Limonit, die entfernt an Kaffeebohnen erinnern ( . Abb.
5.16 ). Sie sind manchmal in Höhlen und anderen Karsthohl-
räumen zu finden, wo sie in Lehm eingebettet regelrechte Nester
bilden können. Bisweilen ist der Lehm auch ausgewaschen.
Limonit (Brauneisenstein) stellt kein eigenes Mineral dar, son-
dern ist ein Gemisch aus verschiedenen Eisenhydroxiden wie
Lepidokrokit und Goethit. Die unregelmäßig geformten und
5.5 Sedimentäre Manganlagerstätten
Oolithische Manganerze spielen heute eine größere wirtschaft-
liche Rolle als die entsprechenden Eisenerze. Hier sind besonders
die oligozänen Vorkommen am Schwarzen Meer, in der Süd-
Ukraine bei Nikopol zu nennen (Schwarzmeer-Typ). Das Man-
ganflöz erreicht eine Mächtigkeit von 4,5 m bei einer lateralen
Ausdehnung von bis zu 250 km. Zusammengesetzt wird es
hauptsächlich aus den Manganerzen Psilomelan und Pyrolusit,
die beckenwärts in Rhodochrosit (MnCO 3 ) übergehen. Es befin-
det sich in Sedimenten einer transgressiven Serie (steigender
Meeresspiegel): Über verwittertem Kristallin mit Paläoboden
folgen kohleführende Seesedimente. Darüber liegen Sande (mit
Glaukonit), der Manganhorizont und abschließend klastische
marine Sedimente. Ähnliche Lagerstätten sind Tschiaturi in
Georgien und Groote Eylandt (Nord australien).
Die Bildung dieser Ablagerungen wird parallel zu der Ent-
stehung der Eisenoolithe durch den Eintrag manganhaltiger Ver-
witterungslösungen in ein Meeresbecken gesehen. Dabei stellt
sich das Problem, dass Eisen vorher abgetrennt werden muss. In
der Erdkruste sind Mangan und Eisen ungefähr in dem Verhält-
nis 1:50 vorhanden, und ihr geochemisches Verhalten ist unter
Abb. 5.16 Bohnerz aus dem Schweizer Jura. © F. Neukirchen.
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