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Oolithischer Kalkstein, ein chemisches Sediment, ist eine
typische Ablagerung in flachen Lagunen. Wenn das Wasser
durch Evaporation an Karbonat gesättigt ist, fällt dieses als
Aragonit oder Kalzit an suspendierten Kristallisationskeimen
wie feinem Sand oder Bruchstücken von Muschelschalen
aus. Die Partikel sinken ab einem bestimmten Gewicht auf
den Grund. Die Bewegung durch die von Wellen verursachte
Wasserbewegung werden sie zu Kügelchen gerollt.
Auch bei diesen Lagerstätten gibt es Hinweise auf die Beteili-
gung  der Diagenese bei ihrer Bildung, was zu gegensätzlichen
Theorien über ihre Bildung geführt hat. Nach einer kam es in
einem oolithischen Kalkstein zur diagenetischen Verdrängung
des Karbonats durch Eisenminerale (Kimberley 1980, Sorby
1857). Es spricht aber einiges für eine synsedimentäre Zufuhr
der eisenhaltigen Lösungen und chemische oder biochemische
Ausfällung (Dahanayake & Krumbein 1986). Auch wenn rezent
keine Bildungen dieser Art bekannt sind, konnten doch im
Nigerdelta in rund 10 m Wassertiefe Pellets aus Goethit und in
größerer Tiefe Sedimente aus dem eisenreichen Schichtsilikat
Chamosit nachgewiesen werden (Porrenga 1967). Das zeigt, dass
zumindest vergleichbare Bildungen auch synsedimentär möglich
sind.
Woher können aber die eisenhaltigen Lösungen stammen,
die für die Bildung der Eisenerze nötig waren? Das Beispiel des
Niger mag auf die richtige Fährte führen. Man nimmt an, dass
langsam fließende Ströme in tropisch-verwitterten, mit reicher
Vegetation versehenen Landschaften in die Lagunen mündeten,
deren Wässer reichlich Huminsäuren und organische Substanz
mit sich führten. In den sauren, moorigen Wässern kann Eisen
auch bei positivem Eh als Fe 2+ vorliegen und ist damit wasser-
löslich ( . Abb. 5.14 ). Außerdem kann es in kolloidaler Form
an organische Substanz gebunden transportiert werden. An der
Mündung würde sich der pH-Wert erhöhen und eine Aus-
flockung und Ausfällung des Eisens erfolgen (Harder 1989). Eine
erste Anreicherung in lateritischen Böden ( 7 Abschn. 5.11 ) dürfte
ebenfalls eine Rolle spielen.
Heute ist die wirtschaftliche Bedeutung oolithischer Eisen-
erze aufgrund ihres durchweg niedrigen Eisengehalts, aber auch
wegen ihres hohen Gehalts an unerwünschten Elementen wie
Phosphor, Aluminium und SiO 2 gering. Geschichtlich betrachtet
hatten oolithische Eisenerzlagerstätten jedoch eine große Bedeu-
tung. Das gilt besonders für die Minettelagerstätte im Süden
Luxemburgs und Lothringens. Sie war mit ihren geschätzten
sechs Milliarden Tonnen Erz einer der Gründe, warum die
Region im 19. und 20. Jahrhundert zwischen Frankreich und
dem Deutschen Reich umkämpft war. Der Name Minette ist
eigentlich irreführend, bedeutet dieses französische Diminutiv
doch eigentlich so viel wie »kleines Bergwerk« oder »kleine
Mine«, was sich auf den geringen Erzgehalt von 20-30 % bezieht.
Insgesamt war die Region Lothringen jedoch 1919 mit jährlich
geförderten 41 Millionen Tonnen Erz der zweitgrößte Eisenerz-
produzent der Welt (van de Kerkhof 2002). Nach 1960 fiel die
Produktion aber stetig, unter anderem wegen der Konkurrenz
höherwertigen Erzes aus Übersee. Die letzten Zechen schlossen
Abb. 5.14 Die Stabilität von Eisenmineralen und gelöstem Eisen in
Abhängigkeit von pH und Eh (bei 25 °C, 1 bar, 10-6 mol/l Fe, 10-6
mol/l S, 1 mol/l HCO 3 - ). Die Stabilitätsfelder von Siderit und Pyrit
sind deutlich größer, wenn die Konzentration von HCO 3 - beziehungs-
weise S erhöht wird. Nach Garrels & Christ 1965.
1981 auf luxemburgischer Seite und 1997 im französischen
Lothringen. Ähnliche kleinere Vorkommen gibt es beispielsweise
an der Porta Westfalica ( 7 Kasten 5.6 ), in Oberfranken, Baden-
Württemberg und im Schweizer Jura (»Doggererz«).
Eng verwandt mit Eisenoolithen sind die kreidezeitlichen
sogenannten Trümmererze ( . Abb. 5.15 ) im Raum Salzgitter, bei
Abb. 5.15 Trümmererz von Peine (Niedersachsen) aus der oberen
Kreide. © F. Neukirchen / Mineralogische Sammlungen der TU Berlin.
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