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Kasten 5.1
Mansfelder Kupferschiefer
Am Ostrand des Harzes streicht der Kupferschiefer am Rand
der Mansfelder Mulde in einem Halbkreis an der Oberfläche aus,
im Zentrum der Mulde befindet er sich in etwa 1000 m Tiefe.
Eine zweite, etwas kleinere Mulde, in der ebenfalls Kupfer-
schiefer abgebaut wurde, befindet sich 10 km südwestlich bei
Sangerhausen.
Hier ist der Kupferschiefer durch ein paar Verwerfungen »zer-
hackt« und nur 35-40 cm mächtig, wobei sich die größte
Kupferkonzentration in der unteren Hälfte befindet. In manchen
Zonen wurden auch das liegende »Sanderz« und der hangende
»Dachklotz« (Zechsteinkalk) abgebaut. Gewonnen wurden
Kupfer, Silber, Blei und Zink, als Nebenprodukte auch Vanadium,
Molybdän, Kobalt, Nickel, Selen, Rhenium, Kadmium, Thallium,
Germanium und Gold.
Der Abbau auf Kupfer begann ungefähr 1200 entlang der aus-
streichenden Schicht. Mit der Zeit ging man zum »Duckelberg-
bau« im Randbereich der Mulde über: Man vermied längere
Stollen, indem man nahe beieinander Schächte abteufte und
nur in deren unmittelbarer Umgebung das Flöz abbaute. In den
folgenden Jahrhunderten folgte man dem Flöz in Stollen
abwärts immer tiefer in das Innere der Mulde. Insgesamt ent-
standen im Randbereich mehr als 1000 Schächte und daneben
winzige Halden. Im 15. Jahrhundert wurde mit dem Saiger-
verfahren die Abtrennung des Silbers aus den Kupfermineralen
möglich.
Eine gewisse Rolle spielte Mansfeld auch in der Reformations-
zeit. Der Vater von Martin Luther, Hans Luder, arbeitete hier zeit-
weise als Hüttenmeister. Der radikalere Reformator Thomas
Müntzer, der auch eine soziale Revolution wollte, war zeitweise
Pfarrer in Allstedt bei Sangerhausen. Er legte sich derart mit
der Obrigkeit und der Kirche an, dass er nach Mülhausen
(Thüringen) fliehen musste, wurde aber weiterhin von Bauern
und den Mansfelder Bergknappen unterstützt. Später führte
er die rebellierenden Bauernheere an, die aber von den Fürsten
vernichtend geschlagen wurden.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu einem Einschnitt, Dörfer
und Gruben wurden zerstört. Danach erfolgte ein erneuter
Aufschwung. 1785 wurde in Mansfeld die erste Dampfmaschine
Deutschlands in Betrieb genommen, um Wasser aus den
Gruben zu pumpen. Weitere Maschinen folgten. Im 19. Jahrhun-
dert baute man noch immer am Rand des Beckens etwas tiefere
Bereiche ab, der Abraum wurde auf größeren Flachhalden auf-
gehäuft.
Im 20. Jahrhundert kamen immer tiefere Schächte hinzu und im
Zentrum der Mulde wurden hohe Spitzhalden aufgeschüttet.
Dynamit und Drucklufthämmer erleichterten den Abbau im
niedrigen Streb. Die Mansfeld'sche Kupferschieferbauende
Gewerkschaft entwickelte sich zu einem großen Unternehmen,
das zum Beispiel auch ein Kohlebergwerk im Ruhrgebiet
betrieb. In der DDR setzte das Mansfelder Kombinat den Abbau
fort, der erst 1990 eingestellt wurde. Am Ernst-Thälmann-
Schacht reichte der Abbau bis in eine Teufe von 995 m.
In Hettstedt gibt es ein Kupferschiefermuseum und der Röhring-
schacht bei Sangerhausen ist heute ein Besuchsbergwerk.
Später entstanden sind epigenetische Adern, die von den
Bergleuten »Rücken« genannt wurden, aber nur einen winzigen
Teil der gesamten Erzmenge ausmachen. Übrigens konnte für
hydrothermale Gänge im Spessart, die sich in, unter und über
den Zechsteinsedimenten befinden, gezeigt werden, dass hier die
Vermischung aus aufsteigenden Tiefenwässern mit dem Forma-
tionswasser des Kupferschiefers zur Ausfällung von Erzen führte
(Wagner et al. 2010).
5.1.1 Zentralafrikanischer Kupfergürtel
Die neoproterozoischen Kupfer-Kobalt-Lagerstätten im Zentral-
afrikanischen Kupfergürtel (DR Kongo, Sambia) sind ebenfalls
weitgehend während der Diagenese von Sedimenten entstanden.
Der mehr als 100 km breite und 700 km lange Bogen zieht sich
von Katanga, der südlichen Provinz des Kongo, fast bis an die
Südgrenze von Sambia. Insbesondere die kongolesischen Kupfer-
lagerstätten haben zugleich einen hohen Kobaltgehalt, insgesamt
liegen hier etwa die Hälfte der weltweiten Kobaltreserven. Zum
Teil enthalten sie auch Nickel, Uran, Thorium, Silber, Gold, Pla-
tingruppenelemente, Selen, Tellur, Arsen, Molybdän und Vana-
dium. Lagerstätten von Weltklasse sind beispielsweise Kolwezi,
Tenke-Fungurume und Kamoto im Kongo, Konkola-Chilila-
bombwe, Nchanga, Nkana und Mufulira in Sambia.
Auch hier sind sehr verschiedene Modelle vorgeschlagen
worden, die von epigenetisch-hydrothermal, diagenetisch bis zu
synsedimentär reichen. Für das synsedimentäre Konzept sprach
insbesondere die typische Zonierung der Erzminerale parallel
zum Beckenrand, demnach sollen Flüsse die Metalle in Lösung
in ein anoxisches Meeresbecken gebracht haben, wo sie ausgefällt
wurden. Die Zonierung passt allerdings nicht zu den Schwan-
kungen des Wasserspiegels. Wahrscheinlich entstanden die
Lagerstätten auch hier in mehreren Stufen, und zwar hauptsäch-
lich während der Diagenese (Cailteux et al. 2005, El Desouky
Abb. 5.4
Zonierung der Erzminerale im polnischen Kupferschiefer.
Nach Oszczepalski 1999.