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mal geben Rutschungen im Sediment einen Hinweis auf eine
Bildung am Meeresboden.
Auch diesmal handelt es sich bei den hydrothermalen Flui-
den ursprünglich um Meerwasser, das tiefere Sedimente aus-
gelaugt und Evaporite aufgelöst hat. Die Metalle werden vor
allem als Chloridkomplexe transportiert. Das Sulfid der Erze
stammt weitgehend aus der Reduktion von Sulfat des Meer-
wassers, sowohl durch Bakterien als auch durch Hitze und durch
Reaktion mit organischer Substanz.
Häufig war das Wasser überwiegend in Kontakt mit Ton-
steinen und anderen klastischen Sedimenten und daher eher
reduziert (H 2 S > SO 4 2- ) und sauer. Darin kann auch Barium
transportiert werden, das später als Baryt ausfällt, und even-
tuell  auch Gold. In Sullivan war das Wasser so stark reduziert,
dass auch Zinn transportiert und ausgefällt werden konnte. Im
Fall der großen Lagerstätten im Norden von Australien war das
Wasser hingegen leicht oxidiert ( H 2 S < SO 4 2- ), weil es in der
Tiefe im Kontakt mit Karbonaten, Evaporiten und hämatithal-
tigem Sandstein war (Cooke et al. 2000). Diese Lagerstätten ent-
halten nur Zink, Blei und Silber sowie Siderit, ohne Baryt oder
Gold.
Fast alle SEDEX-Lagerstätten sind in der Zeitspanne vom
Proterozoikum bis ins mittlere Karbon entstanden. Die Aus-
nahme sind lediglich ein paar kleinere aus dem Jura. Der Grund
könnte darin liegen, dass in dieser Zeitspanne in den Meeren
mit größerer Wahrscheinlichkeit anoxische oder sauerstoff-
arme Wasserschichten ausbildeten (Turner 1992), was die Ent-
stehung und den Erhalt der Lagerstätten erst ermöglicht. Nicht
immer gab es einen anaeroben Sole-Pool wie Atlantis II,
sondern  lediglich einen scharfen Sprung im Sauerstoffgehalt
vom Meerwasser zum Porenwasser in den Sedimenten (Sáez
et al. 2011).
Viele SEDEX-Lagerstätten wurden später stark deformiert
und einer Metamorphose ausgesetzt, wobei es zum Teil zu einer
stärkeren Anreicherung kam. Ein gutes Beispiel ist der austra-
lische »Zinkgürtel« ( . Abb. 4.79 ), in dem mehrere der größten
SEDEX-Lagerstätten liegen. Sie befinden sich in zwei benach-
barten proterozoischen Sedimentbecken, wobei das McArthur-
Becken mit der Lagerstätte McArthur River (HYC) nahezu un-
deformiert ist (Ireland et al. 2004), während im Mount-Isa-
Becken die Metamorphose nach Südosten hin immer mehr zu-
nimmt. Dabei wurde nicht nur das Sedimentgestein zu
metamorphen Gesteinen umgewandelt (was große Mengen an
Wasser freisetzt), es kam auch zu einer Remobilisierung der
Sulfide. Dies passierte sowohl im kleinen Maßstab, wobei die
ursprüngliche Lagerung noch zu erahnen ist (Feltrin et al. 2009),
als auch weiträumig, was zu einer neuen Mineralisierung in
Scherzonen und Adern führte (Gessner et al. 2006). Ein extremes
Beispiel ist Mount Isa, wo es im Gegensatz zu den weniger meta-
morphen Lagerstätten des Zinkgürtels auch einen hohen Kupfer-
gehalt gibt. Die Kupfererze wurden erst während der Metamor-
phose von hydrothermalen Fluiden durch Verdrängungsreak-
tionen ausgeschieden. Eventuell gilt das sogar auch für die dor-
tigen Blei- und Zinksulfide (Perkins 1997), die sich ebenfalls vor
allem in den Scherzonen befinden. Die Remobilisierung war hier
also so stark, dass man Mount Isa kaum noch als SEDEX-Lager-
stätte bezeichnen kann.
Abb. 4.79 Im australischen »Zinkgürtel« befinden sich mehrere
proterozoische SEDEX-Lagerstätten. McArthur River (»Here's your
chance«, HYC) ist mit 227 Mt Erz die größte der Welt, wenn auch mit
relativ geringem Erzgrad. Vier weitere haben mehr als 100 Mt Erz
und gehören damit ebenfalls zu den Giganten. Sie befinden sich an
Verwerfungen in zwei benachbarten proterozoischen Sediment-
becken, dem McArthur-Becken und dem Mount-Isa-Becken. Ersteres
ist nahezu ungestört, während Letzteres zu metamorphen Gestei-
nen umgewandelt worden ist. Der Metamorphosegrad nimmt nach
Südosten hin zu (Sub-Grünschiefer bis Amphibolitfazies). Im Osten
des Mount-Isa-Beckens befinden sich auch mehrere IOCG-Lager-
stätten (
7
Abschn. 4.7). Nach Cooke et al. 2000.
Am Broken Hill (New South Wales, Australien) war die Me-
tamorphose sogar noch stärker. Zusammen mit dem Neben-
gestein wurde diese Lagerstätte mindestens fünfmal stark defor-
miert und zeitweise befand sie sich bei fast 800 °C in rund 20 km
Tiefe (Granulitfazies). Es könnte sogar sein, dass die Sulfide da-
bei aufgeschmolzen wurden - eventuell reichte es aber nur für
ein paar Schmelztröpfchen (Spry et al. 2008).
4.18
Lahn-Dill-Typ-Eisenlagerstätten
Ebenfalls als exhalativ werden Eisenlagerstätten angesehen, die
nach dem Vorkommen in Hessen als Lahn-Dill-Typ bezeichnet
werden. Dabei handelt es sich um stratiformen »Roteisenstein«,
der überwiegend aus Hämatit besteht. Die Lagerstätten befinden
sich innerhalb stark alterierter Basalte und Tuffe. Vergleichbare
Ablagerungen kann man rezent an manchen Vulkaninseln an
heißen Quellen beobachten. Beim Vermischen mit dem Meer-
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