Geology Reference
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Abb. 4.40 Greisen mit Kassiterit und Fluorit. Von Graupen (Erzge-
birge). © F. Neukirchen / Mineralogische Sammlungen der TU Berlin.
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Da das Fluid häufig zugleich einen hohen Gehalt an Lithium
aufweist, wandelt sich Glimmer in den Lithiumglimmer Zinn-
waldit um. Topas kann zum Beispiel durch die Reaktion von
Plagioklas mit HF (Flusssäure) entstehen. Turmalin entsteht,
wenn das Fluid viel Bor enthält. Die Reaktionen erhöhen den pH
des Fluids (Neutralisierung) und machen Komplexe wie SnCl 2 ,
SnCl + und SnF + instabil. Daher wird gleichzeitig Kassiterit aus-
gefällt.
Bei den Graniten handelt es sich um stark fraktionierte pera-
lumische Granite (S-Typ oder A-Typ), die uns bereits im vorher-
gehenden Abschnitt begegnet sind. Während der Kristallisation
können Zinn, Fluor, Bor, Lithium und andere inkompatible
Elemente zu hohen Konzentrationen in der Restschmelze ange-
reichert werden. Die Restschmelze kann auch zu einem »Topas-
granit« oder einem »Zinngranit« erstarren.
Die Greisen entstehen in der Dachregion der Plutone. Dabei
kann es sich um große flache Körper am Kontakt zum Neben-
gestein handeln oder um kleinere linsen- oder gangförmige
Körper, in anderen Fällen ist die ganze Dachregion des Granits
mit mehr oder weniger vergreisten Zonen durchsetzt. Häufig
sind auch Kassiterit-Quarz-Gänge von einer schmalen Greisen-
zone umgeben. Der Kassiterit kommt in Greisen häufig als fein-
körnige Äderchen vor, die sächsische Bergleute als Zwitter oder
Zwitterbänder bezeichneten.
Der Altenberger Zwitterstock im Erzgebirge (siehe auch
Abb. 4.41 In Altenberg (Erzgebirge) ist ein A-Typ-Granit mit hohem
Zinngehalt in ältere Tuffe eingedrungen. Die Dachregion des Granits
wurde durch die aggressiven magmatischen Fluide zu einem Grei-
sen umgewandelt, der von feinkörnigen Bändern aus Kassiterit
durchzogen ist (»Zwitter«). Später drang ein zweiter Granit ein, in
dessen Pegmatit zum Teil Topas die Feldspäte ersetzt (Pyknit). Der
Einsturzkrater (Altenberger Pinge) entstand 1620 aufgrund des in-
tensiven Bergbaus, das Innere der Pinge ist mit den Bruchmassen
des Einsturzes gefüllt. a) Nach Okrusch & Matthes 2009 b) © Norbert
Kaiser / Wikimedia.
Abschn. 4.1.2 ) zählt zu den größten Zinnlagerstätten der Erde
( . Abb. 4.41 ). Hier ist während der postorogenen Dehnung nach
der variszischen Gebirgsbildung ein kleiner A-Typ-Granit
(»Außengranit«), der einen hohen Gehalt an Fluor, Zinn und
Lithium hat, in die Tuffe eines Calderavulkans eingedrungen.
Die oberen 250 m dieses Granits sind vollständig in feinkörni-
gen Greisen mit einem dichten Netz an Zwitterbändern umge-
wandelt. Interessant ist, dass anschließend ein weiterer Granit
in den ersten eindrang (»Innengranit«), der in seiner Dach-
region im Kontakt zum Greisen einen Pegmatit (»Stockschei-
der«) gebildet hat. Zum Teil wurden die mehrere Zentimeter
großen Feldspate des Pegmatits mit Topas ersetzt. Diese Greisen-
varietät wird Pyknit genannt, Stücke davon sind in vielen
Museen zu sehen. Im Greisen von Altenberg wird schon seit dem
15. Jahrhundert intensiver Bergbau betrieben. Das führte dazu,
dass die Hohlräume 1620 einbrachen und an der Oberfläche ein
großer Einsturzkrater entstand, die Altenberger Pinge. Bis 1990
wurde der Bergbau ohne Unterbrechung fortgesetzt. Noch im-
mer liegen hier bedeutende Erzmengen. Im Erzgebirge gibt es
weitere Greisen in der Dachregion verschiedener A-Typ- und
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