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Kasten 4.8
Minas Gerais
Gold, Diamanten, Aquamarin, Topas und Turmalin - in der
brasilianischen Provinz Minas Gerais (übersetzt: »allgemeine
Minen«) fehlt es wahrlich nicht an Kostbarkeiten. In der Mitte
des 16. Jahrhunderts drangen die ersten portugiesischen
Expeditionen in diese Region ein, doch lange blieb es nur bei
sporadischen Funden und einer geringen Besiedlung. Das
änderte sich schlagartig zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als
es zu einem regelrechten Goldrausch kam. Prachtvolle Barock-
städte schossen wie Pilze aus dem Boden und eine davon,
Ouro Preto (übersetzt: »schwarzes Gold«), entwickelte sich
zeitweise zur reichsten Stadt Amerikas (
färbung der Oberfläche durch Eisenhydroxide her. Wir be-
finden uns in einem Grünsteingürtel, in dem es auch Bänder-
eisenerze gibt.
Die Quarzgänge entstanden im späten Proterozoikum
während der Brasiliano-Gebirgsbildung, als der São-Fransisco-
Kraton mit dem Kongo-Kraton kollidierte. Genauer gesagt
entstanden sie erst nach der Gebirgsbildung, als das Gebirge
stark gedehnt wurde (Chauvet et al. 2001) und regelrecht
auseinander floss, was als Orogenkollaps bezeichnet wird.
Dabei rutschen zuvor überschobene Decken zum Teil ein Stück
zurück. Innerhalb der Decken, die hier vor allem aus meta-
morphen Sedimenten bestehen, kam es durch Dehnung zur
Bildung von Rissen, die mit Quarz gefüllt wurden.
Während derselben Gebirgsbildung entstanden auch zahl-
reiche Pegmatite, viele davon enthalten Edelsteine. Es handelt
sich um die weltweit größte Ansammlung von Edelsteinpeg-
matiten, aus denen schon mehrere Millionen Karat an Beryll,
Chrysoberyll, Topas und Kunzit gefördert worden sind. Zwei
Kimberlite, die für die Diamanten verantwortlich sind, folgten
erst in der Kreidezeit (mehr dazu in Edelsteine , Neukirc h en
2012).
Abb. 4.14). Ein Jahr-
hundert lang spielte das Gold von Ouro Preto eine ähnliche
Rolle wie zuvor das Silber von Potosí, es bildete regelrecht die
Weltwährung. Im 19. Jahrhundert ging die Förderung dann
stark zurück.
Bei den Lagerstätten handelt sich um orogene Quarzgänge
und die daraus gebildeten Seifenlagerstätten. Im Vergleich zu
anderen orogenen Goldlagerstätten, die später in Australien,
Kalifornien und Sibirien gefunden wurden, haben wir es
hier allerdings nur mit einer mittelgroßen Lagerstätte zu tun.
Der Name »schwarzes Gold« rührt von der häufigen Schwarz-
.
Abb. 4.14 Die Goldstadt Ouro Preto in Minas Gerais, Brasilien. © Rosino.
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