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Kasten 3.11
Meteoritenkrater
Beim Einschlag eines großen Meteoriten wirken einen Augen-
blick lang unvorstellbare Kräfte (
Abb. 3.35). Zunächst
breiten sich Schockwellen aus und zerbrechen das Gestein
der Umgebung. Die Bruchflächen sind typischerweise in
Form sogenannter Strahlenkegel ( shatter cone ) angeordnet.
Manche Minerale werden zu Hochdruckmineralen wie
Stishovit, Coesit und Diamant umgewandelt. Zerbrochenes
Gestein spritzt zur Seite, das Zentrum wölbt sich nach unten,
während extrem hohe Temperaturen herrschen, bei denen
das Gestein schlagartig aufgeschmolzen wird - im Fall des
Sudbury-Komplexes war diese Magmaschicht besonders dick
- und sogar teilweise verdampft. Über dem Krater steigt eine
Aschewolke aus kleinen Schmelztröpfchen auf. Für einen
Moment bildet sich ein tiefer, halbkugelförmiger Krater,
dessen instabile Seitenwände sofort ins Innere rutschen. Bei
großen Kratern federt gleichzeitig das Zentrum wieder zurück
und bildet einen Zentralberg, der bei den größten Kratern
selbst wieder kollabiert. Bereits einige Sekunden nach dem
Einschlag ist die Dynamik zu Ende, lediglich die Aschewolke
regnet noch ab und bildet ein tuffähnliches Gestein. Dieses
wird Suevit genannt, der Name leitet sich von Schwaben ab
und bezieht sich auf das Nördlinger Ries.
Vom Meteoriten selbst bleiben bei einem derart heftigen
Impakt keine Reste übrig. Eine Spur des Meteoriten ist die so-
genannte Iridiumanomalie, die oft in gleichaltrigen Sedimen-
ten der Umgebung auftritt. Diese enthalten ungewöhnlich
hohe Konzentrationen an Iridium und anderen PGE. Im Fall
der zeitlichen Grenze zwischen Kreide und Tertiär tritt diese
Anomalie sogar weltweit auf - hervorgerufen durch den
Chicxulub-Impakt in Mexiko, der für das Aussterben der
Dinosaurier verantwortlich gemacht wird. Um eine Lager-
stätte handelt es sich bei den Iridiumanomalien jedoch nicht.
Sudbury (Kanada) ist die einzige bekannte Lagerstätte, die
bei einem Impakt entstanden ist, allerdings geht es dabei
um aufgeschmolzene Gesteine der Erdkruste. Und der
Chicxlub-Impakt hat indirekt mit einer Öllagerstätte zu tun
(
.
Abschn. 6.3).
Der größte bekannte Meteoritenkrater der Erde ist der zwei
Milliarden Jahre alte und stark erodierte Vredefort-Krater in
Südafrika mit einem Durchmesser von 250-300 km, gefolgt
von Sudbury und Chicxlub. Das 14 Millionen Jahre alte
Nördlinger Ries hat mit einem Durchmesser von 24 km eine
mittlere Größe.
7
Abb. 3.35 Vom Impakt eines Meteoriten bis zur letzten Modifika -
tion des Kraters durch den Kollaps der Seitenwände vergehen nur
wenige Sekunden. Das Gestein wird durch Schockwellen und die
spätere Bewegung zerbrochen, außerdem wird es zum Teil aufge-
schmolzen (rot). Bei großen Kratern bildet sich durch Zurückfedern
ein Zentralberg, der bei sehr großen Kratern selbst wieder kollabiert,
sodass diese aus mehrfachen Ringen bestehen. Zuletzt regnet die
Aschewolke ab und bildet eine tuffähnliche Rückfallbrekzie (Suevit).
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