Travel Reference
In-Depth Information
Unterwegs mit Dorothea Martin
Aufgewachsen in West-Berlin vor dem Mauerfall, war ich in jungen Jahren eine
waschechte und stolze Großstadtpflanze. An Individualität, Charme und kreativer Kunst-
szene konnten es nur wenige andere Städte mit Berlin aufnehmen. New York stand v. a.
im Ruf, verrucht, verrückt und gefährlich zu sein, von dort kamen die Trends, die Musik
und die Subkultur, von der ich ein Teil sein wollte. So fuhr ich hin - und war angekom-
men. Alles war viel größer als im behaglichen Berlin und fremd, und doch fühlte ich mich
dazugehörig. Zu dieser Zeit - Ende der 80er Jahre - war der Times Square noch Unterwelt
und Drogenumschlagplatz, Harlem Sperrzone für Weiße, der Central Park lebensgefähr-
lich und das MoMA ein echter Geheimtipp. Wenig störte mich das schäbige Zimmer mit
Gemeinschaftstoilette und Kakerlakeninvasion: wie cool! Schlaf brauchte ich nicht viel,
wie gut!, hielt mich doch die knallende Dampfheizung unfreiwillig wach. Erstmals aß ich
rohen Sushi-Fisch, wie exotisch!, und kopierte die Tanzschritte halb bekleideter Vortän-
zerinnen, wie awsome! Alles an New York war wow. Wow ist die Stadt bis heute, nur sind
wir gemeinsam erwachsen geworden. Ich kann jetzt kakerlakenfrei nächtigen, die Lichter
des Times Square unbehelligt bewundern und im Central Park gefahrenfrei spazieren ge-
hen. Doch gibt es immer noch genug Abseitiges zu entdecken, man muss nur hinschauen!
Search WWH ::




Custom Search