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Am nächsten Abend sah er sich ihre Vorstellung an, ging in ihre Gar-
derobe und traf dort auf die bekannten Gesichter. Er achtete darauf,
Mme Guérard die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken: Er war
schon früher an ausländischen Höfen gewesen und wusste die Macht
hinter dem Thron zu würdigen. Schon bald - viel eher, als er in seinen
kühnsten Träumen erwartet hätte - kam Sarah auf ihn zu, nahm seinen
Arm und sagte ihrer Gefolgschaft Gute Nacht. Als sie zu dritt hinausgin-
gen, hüteten sich die versammelten Pariser Dandys, den Eindruck zu
erwecken, sie seien aus dem Rennen geworfen. Und womöglich waren
sie es auch nicht.
Sie fuhren in Sarahs Kutsche zu ihrem Haus in der Rue Fortuny. Der
Tisch war gedeckt, der Champagner auf Eis gelegt, und durch eine
angelehnte Tür erhaschte Fred einen Blick auf den Rand eines riesigen
Korbbetts. Mme Guérard zog sich zurück. Falls Diener zugegen waren,
so sah er sie nicht; falls sich dort Papageien und Löwenbabys her-
umtrieben, so hörte er sie nicht. Er hörte nur Sarahs Stimme, deren
Klarheit und Klangfülle an ein musikalisches Instrument denken ließ,
das noch nicht erfunden war.
Er erzählte ihr von seinen Reisen, seinen militärischen Scharmützeln,
seinen Ballonabenteuern. Er sprach von seinem Ehrgeiz, das Deutsche
Meer zu überliegen.
»Warum nicht den Ärmelkanal?«, fragte sie, fast so, als sei es unhöf-
lich von ihm, in irgendeine andere Richtung liegen zu wollen als zu ihr.
»Auch das war lange mein Ehrgeiz. Aber das Problem sind die Winde,
Ma'am.«
»Sarah.«
»Madame Sarah.« Ungerührt fuhr er fort: »Die Sache ist die, wer von
einem beliebigen Punkt in Südengland abhebt, landet gewöhnlich in Es-
sex.«
»Was ist dieses Essex?«
»Das brauchen Sie nicht zu wissen. Es ist nicht exotisch, dieses Es-
sex.«
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