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bleiben, um etwas einzuladen, auszuladen, jemanden ein- oder aussteigen zu
lassen oder schnell in einem Laden ein Paket abzuholen.
Als die Ampel wieder auf Rot schaltet, sind die Säcke verladen und es geht
weiter. Aber nur ein Stück. Denn vorne an der nächsten Ecke kurvt gerade ein
Mann mit einem Handkarren voller Stofballen auf der Fahrbahn. Nicht dass es
vor den Läden von Desert Star Trading, Al Haramain Perfumes und Abulbasir
Trading keine Parkplätze gäbe, aber die sind jetzt am Abend, zur Hauptgeschät-
szeit, alle belegt. Die Neonreklamen blinken, die Leuchtwerbungen versprechen
über den kleinen Läden ein »Palace Hotel« - aber das sieht nur derjenige, der
nicht wutschnaubend im Auto sitzt oder mit Tüten beladen über den Platz hastet,
sondern sich auf den Plastikstühlen vor der Ashwaq Cafeteria niederlässt und
sich ein wenig Zeit nimmt.
Der Wirt hat wackelige, wachstuchgedeckte Tische auf den Bürgersteig gestellt
und bietet allerlei Gegrilltes und frisch gepresste Säte an. An den Gästen zieht
die halbe Welt vorbei: die Träger mit ihren Karren, afrikanische Frauen beim
Abendeinkauf, junge Rumtreiber, indische Händler von Fake-Handtaschen, die
gezielt weiße Touristen ansprechen, die einigermaßen abgekämpt aus dem na-
hen Gold-Souq hier ankommen und den Satz »Koppibääg? You wante Koppibäg?
Gutschi, Bradda, Luiwitong?« schon 34-mal gehört haben; Spazierstöcke tragende
alte Emiratis, die hier aus eher nostalgischen Gründen herkommen, junge
Emiratis, die ihren Frauen im Souq zur Feier des Tages ein paar Goldarmreifen
spendiert haben und heranstauende Pick-ups, deren Fahrer hennarote Bärte
haben. Knapp zwei Euro kosten ein Shawarma und eine Cola in der Ashwaq
Cafeteria. Die Aussicht ist unbezahlbar.
Eben bekommen sich zwei indische Männer wegen einer Petitesse in die Haare
und schubsen sich gegenseitig, laut zeternd, vom Gehsteig. Eine ältere Frau führt
eine tief verschleierte Greisin über die Straße. Im Parfumhandel Al Haramain
lassen sich zwei afrikanische Männer alle neuen Düte zeigen und intensiv be-
raten, wobei sie darauf achten, sehr fachmännische Mienen aufzusetzen. Hier ist
Dubai so, wie man den Orient erwartet: laut, hupend, bunt, geschätig, voller
Gerüche, voller Lärm, voller Leben, und ein wenig staubig. Ist dieses Stück Dubai
echter als das der funkelnden Hochhäuser und Malls an der Sheikh Zayed Road -
oder ist es nur anders?
Deira ist Alt-Dubai, es ist Siebzigerjahrebausubstanz und hat sich eine Zweite-
Welt-Anmutung bewahrt, die ein Besucher charmant inden mag. Im Grunde ist
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