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Bachelors unterstellt man latent, dass sie Pornos gucken, aus Langeweile zu viel
trinken und sich an Frauen heranmachen. Doch sie, die immerhin noch in
Wohnungen leben, sind nicht diejenigen, denen es am schlechtesten geht oder die
am wenigsten angesehen sind. Denn das sind die Arbeiter, die »Worker«.
Die ersten Worker der Sechzigerjahre kamen aus Indien, heute kommen die
Bauarbeiter vor allem aus Süd- und Südostasien: aus Sri Lanka und Bangladesch,
aus Pakistan und Indonesien, und immer noch aus Indien. Mit den etablierteren
Indern und Pakistanis in den Emiraten haben diese Arbeiter wenig bis gar keinen
Kontakt. Sie leben in einem Paralleluniversum, das für alle ofen sichtbar ist, das
aber kaum jemanden wirklich interessiert. Jeder sieht diese Arbeiter auch bei
größter Hitze im Blaumann auf den Baustellen schuten und mitags auf den
Grünstreifen der Straßen liegen und Pause machen. Jeder sieht sie, wie sie am
Feierabend in großen Gruppen auf Busse warten. Jeder sieht, dass diese Busse
auch im Hochsommer keine Klimaanlage haben. Niemand sieht, wo diese Busse
hinfahren, weil diese Orte abseits der üblichen Routen liegen: die Labour Camps ,
die Arbeiterlager. Sie sind Dörfer aus Containern oder Baracken, Platenbausied-
lungen oder Betonhäusern, in denen die Arbeiter leben. Die Bauirmen stellen die
Unterkünte zur Verfügung und auch die Pendelbusse. Je nach Arbeitsvertrag
müssen die Männer für die Unterkunt Miete bezahlen, und so oder so bleiben
ihnen im Monat etwa 200 Euro Lohn, von dem sie sich versorgen müssen und
von dem sie möglichst viel in die Heimat schicken. In Dhaka mögen 100 Dollar,
die einer aus Dubai heimschickt, viel sein, in Dubai sind die anderen 100 Euro
gerade so viel, um nicht zu verhungern.
In den Camps leben ausschließlich Männer, immer teilen sich mehrere ein
Zimmer. Privatsphäre gibt es nicht, Klimaanlagen sind selten, Hygiene ist nicht
das Wichtigste. In der Enge kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen, auch
zu Selbstmorden. Der soziale Stress ist groß. Diese Lager sind keine Gefängnisse
mit Stacheldraht, aber sie sind soziale Gefängnisse, da sie so weit abgelegen sind,
dass sie zu Fuß nicht erreichbar sind. Keiner der Arbeiter besitzt ein Auto, Linien-
busse fahren die Labour Camps meist nicht an. So bleiben die Arbeiter nach Feie-
rabend meist unter sich. Wo sollen sie auch hin, die Arbeiter? Sie werden manch-
mal nicht einmal in die edlen Malls hineingelassen. Leisten könnten sie sich dort
ohnehin nichts, man verwehrt ihnen aber sogar den Blick.
Genau solche Camps gibt es auch im Nachbaremirat Katar, und über sie wurde
und wird im Zuge der Bauarbeiten für die Fußballweltmeisterschat 2022 viel
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