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In der »Mall of the Emirates« liegen die Nayomi-Boutique und Kashka, eine
Boutique für Koptücher, lediglich ein Stockwerk voneinander entfernt. Bei
Kashka sind die Verkäuferinnen genauso freundlich und professionell. Mit
linken Fingern huscht die junge Verkäuferin durch die Massen an Tüchern und
zieht ein schwarzes Seidentuch mit azurblauem Rand hervor. »Dieses hier, das
passt schön zu Ihren Augen und ist trotzdem dezent«, sagt sie und sucht weiter.
»Oder dieses hier, probieren Sie dieses mal an, das sieht erst angezogen richtig
gut aus.« Auch sie hat recht. Das Koptuch, das auf den ersten Blick ein spießiges
Blumenmuster hat, entwickelt eine erstaunliche Dynamik, wenn man den langen
Schal so anlegt, wie es gerade modern ist, denn der Blumendruck ist genau da-
rauf abgestimmt. »Nehmen Sie es, das sieht sehr gut aus«, sagt die Verkäuferin.
»Ihrem Mann wird das gefallen!«
Keine der Verkäuferinnen fragt, ob die Kundin überhaupt einen Mann hat oder
ob sie das Koptuch nur kaut, weil sie einen schlechten Haarschnit kaschieren
muss. Es geht darum, gut und geplegt auszusehen und die Mode mitzumachen,
ob sexy im Schlafzimmer oder züchtig in der Öfentlichkeit. Koptuch und sexy
Wäsche schließen sich nicht aus, sie gehören zusammen. Man trägt so selbstver-
ständlich Koptuch, wie man mit einer Nayomi-Tüte durch die Mall spaziert.
Emiratis - Die Minderheit im eigenen Land
Alle Emiratis sind reich, sammeln Autos und trinken Tee aus goldenen Tassen.
Jeder Mann hat vier Ehefrauen, die er abwechselnd verprügelt und mit
Echtschmuck behängt. Die Mädchen werden im Alter von 15 Jahren verheiratet,
die Jungs gehen auf ein Internat in England, und im Sommer fahren alle für vier
Wochen nach München, wo sie die Stadt leer kaufen und dann im Zimmer des
Fünfsternehotels ein Lagerfeuer anzünden.
So sind sie, die Emiratis… nicht! Aber die Klischees halten sich hartnäckig,
denn die Emiratis entziehen sich gerne der engeren Bekanntschat mit Nicht-
Emiratis und tragen damit dazu bei, dass sich Klischees nicht nur halten, sondern
verstärken.
Das Emiratische des 21. Jahrhunderts ist als Kultur und Sprache ein Mis-
chwerk. Der Emirati als Mensch ist es nicht. Denn so tolerant, ofen, gar freizügig
es im öfentlichen Raum der Emirate zugeht, so streng sind - noch - die sozialen
Regeln der einheimischen Gesellschat. Emiratis im engsten Sinne sind nicht alle
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