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Winter geheizt wird, wird in den Emiraten im Sommer gekühlt, daher ist es ei-
gentlich logisch, dass bei Temperaturunterschieden von 25 Grad zwischen
draußen und drinnen die Hot Season die Haupterkältungszeit ist, nur dass man
sich nicht draußen, sondern drinnen erkältet. Sobald die Hot Season beginnt,
laufen im Fernsehen Werbespots für Lutschtableten gegen Halsschmerzen.
Ja, die Wüste mit ihrem Sand und ihrer Hitze ist lästig. Aber die Wüste ist auch
das einende Erbe der Emirate, der gemeinsame Ursprung, die stete Erinnerung an
das gemeinsame Erbe. Mag man auch in klimatisierten Häusern vor dem Fernse-
her sitzen, Cola mit Eiswürfeln trinken und dabei über die Hitze stöhnen, niemals
wird ein Emirati ein böses Wort über die Wüste verlieren. Sie ist geliebtes Land,
Sehnsuchtsort und auch Fluchtort, um der Moderne und dem Alltag zu entkom-
men. Die vielen Geländewagen in den Städten sind nicht nur Statussymbol und
Bekenntnis zur Wüste, sondern werden tatsächlich ot genug genutzt, um auf
abgelegenen Pisten oder in den Dünen die heimische Natur zu erfahren. Die
Wüste ist auch ein großer Sandkasten, in dem sich Spaß haben lässt und in dem
es echte Freiheit gibt. Junge Paare, die unbeobachtet knutschen wollen, fahren in
die Wüste. Junge Männer, die sich mit ihren Kumpels hemmungslos besaufen
wollen, ebenfalls. Andere haben Spaß beim »Dune Bashing«: mit dem
Geländewagen durch die Dünen fahren wie die rasenden Dschinns, bis entweder
alle Wagen im Sand stecken bleiben oder allen übel ist von der Schaukelei. Al-
ternativ fährt man um die Wete oder versucht, eine besonders steile Düne hin-
aufzukommen. Wer es am weitesten schat, hat gewonnen. Campen, grillen oder
einfach nur die Sterne bestaunen, ohne Zivilisation, ohne Lärm und vor allem
ohne Expats um sich herum - in der Wüste ist Platz für alles und jeden.
Die Wüste ist den Emiratis, was den Oberbayern die Alpen und den Mecklen-
burgern die Ostsee sind: geliebte Heimat. Natürlich gibt es noch den Golf und
seine Strände als alternatives Freizeitziel, aber Seefahrerromantik wie in den
Küstenstädten des Oman und des Jemen plegen die Emiratis nicht. Ihre Tradition
ist die beduinische, daher die Liebe zur Wüste und die verklärten Blicke, wenn
Emiratis über die Oasenstädte im Landesinneren erzählen, über Liwa, Al-Ain,
Hata oder noch kleinere Orte wie Masai oder Al-Dhaid. »Ach, da gibt es noch
das einfache Leben«, schwadroniert man dann gerne. Kein Stadtemirati würde
freiwillig in den Oasengärten Dateln ernten oder Ziegen fütern, aber im Vorbei-
fahren, aus dem klimatisierten Jeep heraus, sind Palmengärten, Ziegenherden
und Kamelfarmen geliebte Erinnerungen an die »gute alte Zeit«, die wie in jeder
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