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häuig mit ofenem Schnabel. In den Parks verdorren jetzt die empindlicheren
Blütenplanzen - in der nächsten Cold Season werden die Gärtner neue Planzen
einsetzen. Die Mitagspausen für die Bauarbeiter werden verlängert. Nicht einmal
ihnen mag man nun noch zumuten, den ganzen Tag in der Sonne zu schuten.
Das will etwas heißen.
Auch das Autofahren wird zur Herausforderung. Wer draußen parkt, braucht
dringend Schatenspender, die von innen an die Windschutzscheibe gehetet wer-
den. Sonst heizen sich Steuerrad und Armaturenbret so sehr auf, dass man sie
nicht mehr anfassen kann. Im Mietwagen tut es auch eine große Papiertüte, die
man über das Steuerrad stülpt. Das Navigationsgerät nimmt man mit, stat es im
Auto zu lassen. Nicht etwa, weil es gestohlen werden könnte, sondern weil die
Lithium-Akkus die Hitze nicht aushalten. Bevor man einsteigt und losfährt, lässt
man das Auto vorkühlen - bei laufendem Motor wird die Klimaanlage auf volle
Leistung gestellt. Für die besonders temperaturempindlichen Fahrer gibt es Sitze
mit Kühlung. Ringt sich ein Autohersteller durch, diese in einer regionalen Serie
standardmäßig einzubauen, wird dies in der Fernsehwerbung groß durchs Land
trompetet.
Die Emiratis lieben ihre Wüste, aber sie hassen auch die Hitze. Daher sind sie
in den besonders heißen Wochen, wenn das Leben zum Erliegen kommt, gerne
woanders. Wer im Land bleiben will, lüchtet in die Oasenstadt Al-Ain, wo es tat-
sächlich etwas kühler und vor allem weniger schwül ist. Kairo war bis vor dem
Arabischen Frühling eine beliebte Sommerfrische innerhalb der arabischen Welt,
nun ist es Beirut, trotz aller Spannungen. Wer kann, verbringt den Sommer auch
in der Schweiz, in München oder London - oder in Oregon.
Sommerhitze in den Emiraten heißt, dass der Wind keine Erfrischung bringt,
sondern einem noch heißere Lut ins Gesicht bläst. Auch das Meer bringt keine
Kühlung, denn es erwärmt sich auf 27 Grad, ein Bad ist also nicht wirklich an-
genehm. Die Außenpools der Hotels werden künstlich gekühlt, damit sie sich
nicht auf 40 Grad auheizen und Keimbrutstäten werden. Die Brise vom Meer, in
anderen Regionen der Welt als frisch geschätzt, ist die schlimmste, denn sie
bringt Dampf in die Stadt, der die Lutfeuchtigkeit auf ein Level steigen lässt, das
man nur in Bangkok vermutet häte. Verlässt man an einem solchen Damptag
das Haus oder das Auto, bekommt man nicht nur das nasse Saunahandtuch ins
Gesicht geschlagen, die Brille oder Sonnenbrille läut ebenfalls an. So, als ob man
im deutschen Winter von draußen in eine Gaststäte kommt. Wie in Europa im
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