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Rub Al-Khali, das »Leere Viertel«, ist fern für sie, obwohl nur ein paar Stunden
Autofahrt entfernt. Liwa klingt auch für die Städter nach der Verheißung einer
fernen Vergangenheit. Mancher, der mit dem eigenen Erbe in Kontakt bleiben
will, bucht ein Wochenende in einem der Luxushotels in der Wüste, dem Qasr
Al-Sarab etwa, ein Stück weit von Liwa entfernt in den großen Sandkasten geza-
ubert, ein modernes Luxusresort im Stil einer historischen Burganlage.
Die Bauern aus Liwa liefern Obst und Gemüse dorthin, auch die Kamele für die
Besucher zum Reiten und Streicheln sowie die Falken kommen von den Farmen
aus der Gegend. Wenn der Sandboden bewässert wird, wächst so einiges darauf.
Gerade der rote Sand ist fruchtbar, wissen die Bauern - er enthält Eisenoxid und
andere Mineralien. Dass es daran liegt, mussten Forscher erst belegen, die Leute
in Liwa wissen das seit Jahrtausenden. Auch, dass in den Ebenen zwischen den
Dünenkämmen Salz liegt. Die Ebenen sind weiß und grau, darauf wachsen grüne
Büsche und ein wenig Gras. Die Natur nutzt jeden Winkel der Welt. Spinnen
graben kleine Löcher in die Dünen und verkriechen sich vor der Hitze. Mäuse
leben hier, kleine Reptilien, Schlangen und die gefürchtete Kamelspinne. Von
dieser erzählen die Leute in Liwa gerne, um die Besucher zu erschrecken. Sie
sagen dann, dass die Spinne so groß sei wie ein Pizzateller und 25 Stundenkilo-
meter schnell rennen könne, also schneller als jeder Mensch. In die Oase ver-
laufen sich diese Riesenspinnen aber selten. Sie sind Geschöpfe der Wüste, nicht
des modernen Lebens, das hier Einzug gehalten hat.
Der Staat fördert die Oasenkultur in Liwa. So hat er dort eine Modellfarm
angelegt, um das traditionelle Leben zukuntsfähig zu machen. Sogar Fischzucht
gibt es miten in jener Wüste, die bis ins 20. Jahrhundert für die Europäer ein
weißer Fleck auf der Landkarte war. Der Brite Wilfred hesiger wagte als erster
Europäer, sie mit einer Gruppe Beduinen zu durchqueren.
Die Zeit der Karawanen ist vorbei, Liwa und das »Leere Viertel« sind und
bleiben Sehnsuchtsorte. Die Herrscherfamilie von Abu Dhabi hat im Wüsten-
palast Qasr Al-Sarab eine eigene Villa mit privatem Hubschrauberlandeplatz, für
den Fall, dass sie einmal in die eigene Vergangenheit eintauchen und etwas
Wüstenlut schnuppern möchte. Auch einen Teil ihrer familieneigenen volk-
skundlichen Sammlung haben die Scheichs hierher verlegt, um ihre Wüstener-
fahrung stilgerecht genießen zu können.
Abends kletern zwar nicht die Scheichs, aber dafür Familien aus aller Welt,
aber auch aus Abu Dhabi, Dubai, Katar und Saudi-Arabien mit großem Hallo auf
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