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hebens machen oder die iranischen Einlüsse als fremd bezeichnen würde. Und
was wäre der moderne Iran heute ohne die Emirate? Ohne großes Tamtam
fahren jeden Tag Schife von den Emiraten in den Iran, beladen mit all jenen
Gütern, die die UN-Sanktionen verbieten und die die Iraner trotzdem haben
möchten: Kühlschränke und Autoreifen, Computer und Drucker, Sat im Tetra-
pack und Handys. Zurück kommen die Schife nicht leer, sondern mit Obst,
Gemüse, Reis und Mehl. Der große kleine Grenzverkehr funktioniert hervorra-
gend, und sogar auf den Namen des Meeres, das die Arabische Halbinsel und den
Iran trennt, hat man sich inzwischen stillschweigend und inoiziell gütlich geein-
igt: Es ist der Golf. Weder der Arabische noch der Persische. Einfach der Golf.
Weil man ja irgendwie doch zusammengehört.
Arabeske: Liwa und die Erinnerung an den vergangenen Tag
Der Sonnenaufgang in der Wüste trägt immer die Erinnerung an den vorherigen
Tag in sich. War er sehr stürmisch, ist der Sand am nächsten Morgen anders als
am Vortag. Gegen sechs Uhr geht die Sonne auf. Kühle streicht über die Dünen.
Je mehr Wind über das Land gefegt ist, desto mehr weiche Stellen gibt es im
Sand. Sie sind glat, während die festen Stellen gerifelt sind. Wenn sich auf einer
ansonsten gelben Düne besonders viel roter Sand angesammelt hat, ist die Düne
an dieser Stelle besonders weich. Mit dem Jeep hier hindurchzufahren wäre keine
gute Idee. Auch nicht mit einem Kamel hindurchzureiten, natürlich. Und wenn
die Nacht stürmisch war, ist der Sonnenaufgang sant und grau, als würde ein
elektrischer Dimmer langsam nach oben gedreht, denn der Staub dämpt die
Krat der Sonne. An klaren Tagen zerreißt die Sonne die Morgendämmerung mit
einem dramatischen Gleißen am messerscharfen Horizont. Wenn weit im Osten
Staub in der Lut liegt, sind die ersten Strahlen rot, ansonsten sind sie golden und
schießen parallel zu den Dünenkämmen in den neuen Tag.
Die Dünen und ihre Täler verlaufen immer in Ost-West-Richtung, da in den
Emiraten der Wind von Norden kommt und den Sand in seiner Richtung anhäut.
Die Nordseite der Dünen ist immer die härtere, die Südseite ist weicher und bil-
det an ihrem Fuß eine Kuhle, die besonders weiß ist. Die Beduinen wissen das
alles, ebenso die Bauern in Liwa, jener tief in der Wüste liegenden Oase, aus der
einst die Stämme auszogen, um Dubai und Abu Dhabi zu gründen. Den Sand zu
lesen - diese Kunst haben die meisten Stadtbewohner inzwischen verlernt. Die
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