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en bunten Turban auf dem Kopf tragen. »Omanis sind schwarz«, lüstern
Emiratis hinter vorgehaltener Hand, und meinen damit nicht nur die tendenziell
dunklere Hautfarbe der Omanis, sondern auch die teilweise afrikanisch beein-
lusste Kultur. Sansibar, die Gewürzinsel vor der Küste Tansanias, gehörte einst
zum omanischen Herrschatsgebiet. Omanis wären, bleibt man beim Länderver-
gleich, die Ostfriesen der Region: etwas wunderlich und anders, urtümlich und
gemütlich, naturverbunden und vielleicht ein bisschen naiv. Doch wenn Emiratis
Omanis belächeln, und sei es nur wegen der Kappen, dann liebevoll, denn der
Oman ist ein Land voller Sagen, Wunder und Traditionen, die den Emiratis
fehlen. Sindbad der Seefahrer soll aus dem Oman gekommen sein, genauer aus
der Hafenstadt Sohar, nicht weit vom emiratischen Fischerort Kalba entfernt. Der
beliebte weiße Weihrauch und der hochwertige Berghonig kommen von dort,
und kaum irgendwo auf der Arabischen Halbinsel leben noch so viele Beduinen.
Allein dafür lieben die Emiratis die Omanis.
Was all die Länder auf der Arabischen Halbinsel wie eine große Familie eint,
ist nicht nur die geograische Lage, sondern die gemeinsame Kultur. Früher No-
maden, Sklaven- und Perlenhändler, heute Ölscheichs und Unternehmer, alle
Staaten unter absolutistischer Herrschat und in muslimischer Gesellschatsord-
nung, Erben der Wüstensöhne - sie alle fühlen sich als Araber, wobei Araber hier
im engeren Sinn »Bewohner der Arabischen Halbinsel« meint. Nordafrikaner
und Bewohner der Levante sind aus der Perspektive dieser Araber nur sekundär
arabisch, durch Sprache und Religion, nicht jedoch durch ihre Herkunt. Dies ist
allerdings im Vorurteilskanon immer noch besser, als persisch zu sein. Perser
sind die Leute von der anderen Seite des Golfs, die Bewohner des heutigen Iran.
Von ihnen grenzt man sich ganz vehement ab, denn die Iraner haben einen an-
deren kulturellen Hintergrund, eine andere Geschichte und eine andere Sprache
als die Araber, und darauf pochen sowohl Araber als auch Iraner selbst. Einen
Iraner als Araber zu bezeichnen und umgekehrt ist eine herbe Beleidigung, bei
der jeglicher Spaß auhört. Iraner sind nicht Teil der arabischen Großfamilie.
In Dubai und den Emiraten sind sie es dann aber doch. Das älteste Viertel
Dubais, Bastakiya, wurde von iranischen Kauleuten errichtet und wird von
Emiratis heute als eigenes Erbe bewahrt. Die Windtürme dürfen als typisch ar-
abische Architektur in keinem Heimatmuseum und an keinem neoarabischen
Eventgebäude fehlen. Iranische Einwanderer und Händler haben die Golkultur
auf der arabischen Seite sichtbar mitgeformt, ohne dass man davon viel Auf-
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