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So wie Fujairah sei Dubai vor 40 Jahren gewesen, schwärmen Sozialnostal-
giker. In Fujairah sei die Welt noch in Ordnung, das Leben einfach und die
Menschen ursprünglich, womit die Dubaier auf die bunten Wickelröcke an-
spielen, die manche Männer dort gerne tragen und die aus dem Oman kommen -
der liegt von Fujairah aus auch kulturell näher als Dubai und Abu Dhabi.
Doch nach Fujairah zu fahren ist mitnichten eine Zeitreise, genauso wenig wie
es ein Abstecher nach Umm Al-uwain ist. Der Auslug zeigt eine weitere altern-
ative Entwicklungsmöglichkeit für eine Region mit ebenso wenig Öl wie Wasser.
Das Emirat lebt vom Länderinanzausgleich und dem Handel in den Häfen. Kürz-
lich hat es den Öko- und Auslugstourismus entdeckt, denn die Strände bieten
perfekte Tauchplätze und die unberührten Berge prima Mountainbikerouten. Die
Einheimischen, die Winkekrabben an den Stränden eingeschlossen, sehen dies
mit Grauen, denn es scheint bald vorbei zu sein mit der Ruhe. Schon wurde beim
Dorf Badiyah eine neue Mole angelegt, und die Bewohner fürchten, dass dort
demnächst Jachten anstelle von Fischerbooten liegen könnten. Dass der Palmen-
hain gerodet würde, erzählt man den Bürgern dort seit Jahren, aber noch steht er
wie seit Jahrhunderten an seinem Platz. Etwas weiter nördlich aber, vor dem als
»Snoopy Island« bekannten Felsen, machen sich bereits Hotelresorts breit, ein gi-
gantisches staatliches Resort ist angekündigt und wirbt in der Baubeschreibung
außer mit der Lage auch mit den »freundlichen Bewohnern« des Emirats.
Leichter Unmut macht sich bei den Einheimischen der an der Küste des Indischen
Ozeans gelegenen Emirate breit, da man einerseits natürlich am Aufschwung teil-
haben will, andererseits aber nicht bereit ist, die Filetstücke des Landes ir-
gendwelchen über die Berge gekommenen Investmentheinis zu überlassen.
Die Bewohner dieser Küste geben sich gerne etwas trotzig. Wären Protest und
Bürgerinitiativen gegen Großprojekte Teil der politischen Kultur, hier gäbe es
sicher die meisten von ihnen. Die Stämme in diesem Landesteil sind mit den
Herrscherhäusern von Dubai und Abu Dhabi nicht eng verwandt, daher ist die
Verbundenheit gering, und die Exklaven von Sharjah und Ras Al-Khaimah haben
ihre eigenen Unter-Scheichs. Kalba war einmal ein eigenes Emirat und will sich
von der anderen Seite der Berge wenig sagen lassen. Dass die Regierung in Shar-
jah für die Hauptstadt nur einen der schicken neuen 75-Meter-Flaggenmasten be-
stellt hat, für Kalba und Khor Fakkan aber gleich zwei, ist mehr als nur eine
Großzügigkeit. Die Exklaven sollen schon wissen, wo sie hingehören.
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