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Es kursiert ein gezeichneter Witz in Dubai, der immer wieder in sozialen Net-
zwerken und an Schwarzen Bretern in Betrieben autaucht. Zu sehen ist die
Szene aus »König der Löwen«, in der der Vater dem Welpen Simba die dunkle
Zone zeigt. Darunter steht: »his is Sharjah. You must never go there.«
Für den Durchschnits-Dubaier gibt es tatsächlich wenige Gründe, freiwillig
nach Sharjah zu fahren. Denn böse gesprochen ist Sharjah die Vorstadt der Gl-
itzermetropole Dubai. Mit günstigeren Mieten, ruhigerem Leben, viel bezahlbar-
em Wohnraum und etwas weniger Verkehr. Luxushotels und Nachtleben,
Edelshoppingmeilen und rekordheischende Prestigeprojekte - Fehlanzeige. Noch
böser gesprochen ist Sharjah eine Schlafstadt, in der nichts los ist und in der all
jene wohnen, denen das Leben in Dubai zu teuer und zu hektisch ist. Schnarchah
also.
Als Schlaf- und Vorstadt gesehen zu werden und als langweilig zu gelten ärgert
die alteingesessenen einheimischen Sharjaris mächtig. Ihre Stadt ist 5000 Jahre
alt, ihre Herrscherfamilie, die Al-Qasimi, stammen aus dem Geschlecht der Al-
Qawassim, die über Jahrhunderte hinweg die Region als Händler und Krieger re-
giert und dominiert haben. Vor den neureichen Nachbarn Dubai und Abu Dhabi
mit ihren aus der Wüste stammenden Scheichfamilien beugen Sharjaris nicht das
Haupt, noch nicht. Die neu zugezogenen Bewohner tun es dennoch mit Selb-
stverständlichkeit. Auch in Sharjah stellen sie die Mehrheit der Bevölkerung,
denn hier liegt der Ausländeranteil bei geschätzten 85 Prozent.
Alles scheint in Sharjah im Vergleich zu Dubai etwas kleiner: der Creek, der
Hafen, der Flughafen, die Einkaufszentren, der Luxus, die Hochhäuser. Das Ein-
zige, worin Sharjah Dubai einst übertraf - das Verkehrschaos und der Dauer-
stau -, ist inzwischen durch stadtplanerische Klugheit in Gestalt von Tunnels,
Kreisverkehren, aufgestelzten Stadtautobahnen, Verkehrsleitsystemen und ander-
en Finessen überwunden.
Lahm und langweilig sei es in Sharjah, tönt es überheblich aus Dubai. Kul-
tiviert und geplegt sei es in Sharjah, tönt es stolz zurück, und viel näher dran am
wahren arabischen Leben. Und wie um dem lebenslustigen Dubai eins auszuwis-
chen, sind die Alkoholgesetze in Sharjah deutlich strenger als in der Nach-
barstadt. Gelegentlich werden Exempel statuiert, um klarzumachen, was man in
Sharjah für gutbürgerlich arabisch hält. Es ist nämlich verboten, in Sharjah alko-
holisiert in der Öfentlichkeit zu erscheinen - das schließt auch das Fahren in
einem Taxi mit ein. Immer wieder wird erzählt, dass Sharjaher Taxifahrer alko-
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