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ein erstklassiger Oud-Solist dort an einem gewöhnlichen Wochentagsmitag
spielt, ist Luxus. Dazu die Sessel mit ihren hochgezogenen Lehnen aus sandfarbe-
nem Leder, die Rauchglastische und die Stuckaturen. Gedämptes Licht, gedeckte
Farben, arabische Ornamente im Teppich, alle in den Farben der Wüste gehalten.
Die Champagnerbar in derselben Lobby bietet alles, was eine Champagnerbar in
Moskau auch hat, der Cofeeshop jedoch wartet mit Camelccino auf: Cappuccino
mit Kamelmilch, in dessen Schaum mit Datelsirup ein Kamel gemalt ist; serviert
in einer zierlichen Porzellantasse mit Goldrändern und zarten loralen Ornamen-
ten, die die Sandfarbe des Teppichs aufnehmen. Marmorsäulen mit vergoldeten
Palmblatkapitellen tragen eine güldene Rotunde, die ebenfalls in Palmblätern
mündet, denselben wie am Tischbein, nur um das Zigfache vergrößert. Alles
passt zusammen, erdrückt den nicht Luxusgewohnten fast mit seiner schweren,
ostentativ zurückhaltenden Pracht.
Dazu eine Praline aus Kamelmilchschokolade in Gestalt eines kleinen Kamels.
Mehr Kamel geht nicht bei einem Kafee. Der Kuchen dazu kommt auf ebenso
güldenem Geschirr und ist meist sichtbar mit Blatgold belegt und stets so reich-
haltig mit Marzipan, Buter und Schokolade gemacht und mit so aromatischen
Früchten bestückt, dass das Gefühl entsteht, es wäre ein Kuchenkonzentrat, für
das jemand die dreifache Zutatenmenge eines herkömmlichen Kuchens in ein
einziges Stück verarbeitet hat.
Ein zarter Räucherwerkdut streit die Nase. Es ist nicht das schwere Parfum
des emiratischen Tischnachbarn, der sich gerade mit einem Geschätspartner
trit, es ist ein Hotelboy, der mit einem Räucherfässchen durch die Lobby geht
und darauf wartet, herbeigewunken zu werden, um den Gästen den Dut
zuzuwedeln.
Und es geht noch mehr Kamel: beim Camelburger . Der ist aus gehacktem
Kamelleisch, mit Kräutersalat auf einem Vollkornbrötchen angerichtet und mit
scharfer Mayonnaise gewürzt, dazu Kroketen aus Kichererbsenmehl sowie
scharf eingelegte Oliven und Gemüse. Das ist kein Scherz, das ist eine echte De-
likatesse, die im Emirates Palace erfunden und seitdem gerne und ot kopiert
wurde. Sie wird, im Gegensatz zu draußen, in diesem Cofeeshop nicht beworben,
sondern versteckt sich ganz hinten auf der Karte bei den herzhaten Snacks.
Hotelboys in gedeckten Livreen verscheuchen jene Gäste, die versuchen, von
solchen Wundern Fotos zu machen, ohne selbst etwas bestellt zu haben. Nur
Gucken ist hier erlaubt, und Staunen natürlich. Wenigstens das uietschen von
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