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Hemden und Umhänge kaschieren überlüssige Pfunde und lassen dünne Heringe
statlicher oder femininer erscheinen.
Außerdem weist dieser Look Emiratis als Emiratis aus. So bequem Dishdashas
sein mögen, es wird gar nicht goutiert, wenn Ausländer sie tragen. Das ist einer
der Momente, in denen der Spaß auhört. Frauen, die Abaya und Sheila tragen,
werden gerne gesehen, wenn sie Musliminnen sind. Aber nicht-emiratische, gar
nicht-arabische Männer, die sich kleiden wie Einheimische, sind viel schlimmere
Modesünder als Socken-in-Sandalen-Träger oder T-Shirt-Poser. Sich zu kleiden
wie im eigenen Herkuntsland ist dagegen völlig in Ordnung, auch im
Geschätsleben. Dort gilt der Dresscode: Man trägt beim Meeting oder im Büro
das, was man bei einem vergleichbaren Anlass auch in der Heimat tragen würde.
Pakistanische Männer führen gerne ihren Salwar Kameez aus, einen leichten An-
zug aus langem Hemd und weiter Hose. Indische Musliminnen tragen ihre bunt
bestickte Ausgabe des Hijab, somalische Frauen ein bis in die Kniekehlen herab-
reichendes Koptuch. Der indische Sari ist jedoch, weil er so viel Haut zeigt, nicht
en vogue. Gerade ältere indische Frauen ignorieren diesen Teil des Dresscodes
aber gelegentlich. Ältere oder alte Frauen sind in dieser Region der Welt ohnehin
über Kritik und Zurechtweisungen erhaben.
Doch ob Dishdasha oder nicht: Lange Ärmel und Hosenbeine sind weiterhin
der Standard am Golf, auch und gerade in der Hot Season, bei 50 Grad. Sogar
Bermudas sind Fashion-Fauxpas, Hotpants sind untragbar. Schultern und Knie zu
bedecken ist ein ungeschriebenes Stilgesetz. Wer es bei wichtigen Anlässen
bricht, gilt als interkultureller Trampel, als unwissender Tourist, im schlimmsten
Fall auch als Provokateur, der sich absichtlich dem guten Geschmack und den
einheimischen Siten verweigert. Weil dies nach Ansicht einiger emiratischer
Frauen inzwischen zu viele sind, startete im Sommer 2012 die Twiter-Kampagne
#UAEDressCode für eine Rückkehr zum konservativen Kleidungsstil, in der ein-
ige Emiratis sogar eine staatliche »Bekleidungspolizei« nach saudischem Vorbild
forderten.
Die Scheichs sind auf diese Forderungen nicht eingegangen. Die Malls aber re-
agierten mit einer Plakatkampagne an den Eingängen, wo nochmals deutlich da-
rauf hingewiesen wurde, dass enthüllende Kleidung nicht erwünscht ist.
Strandkleidung gehört an den Strand und Hauskleidung ins Haus, inden die
Emiratis. Das gilt sogar für das Schuhwerk. Fliplops aus Plastik, also Bade-
latschen, gehören an den Strand oder Pool. Wer in die Stadt geht, trägt
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