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spenden, so lautet die Über-den-Daumen-Regel, und mit Besitz ist nicht das
Jahreseinkommen gemeint, sondern auch die Dinge, die man bereits besessen hat,
wie Kamelherden, Fuhrparks, Zelte oder Villen. Die Spende war im Mitelalter als
eine frühe Form der Sozialversicherung gedacht, denn in der großen Bruderschat
der Muslime sollten die Schwächeren von den Stärkeren Unterstützung bekom-
men. Zakat wird nun aber nicht wie eine Kirchensteuer direkt vom Lohn abgezo-
gen oder von staatlicher Seite erhoben, sie ist eine freiwillige Leistung, die dem
Spendenden im imaginären Buch seiner guten Taten, die gegen schlechte Taten
aufgerechnet werden, gutgeschrieben wird. Wer zu wenig spendet, erwirbt daher
auch weniger »Bonus«.
Als vollendete gute Tat werde Zakat nur gewertet, wenn die Spende anderen
Muslimen zugutekomme. Was bei den Christen die Nächstenliebe, ist im Islam
die Nachbarschat, und die hat verschiedene Abstufungen, wie ein Islamgelehrter
im TV-Sender Dubai One einmal knapp und präzise erklärte: Ein Nachbar sei
jeder Mensch auf der Welt, also auch Nicht-Muslime. Mehr Rechte als Nachbar
habe jedoch derjenige, der Nachbar und Muslim sei, und die meisten derjenige,
der Nachbar, Muslim und Verwandter sei. Darauf sei bei guten Taten dringend zu
achten.
Die Hadsch, die große Pilgerfahrt, stellt die Städte Jeddah und Mekka einmal
im Jahr auf den Kopf und führt auch Pilgergruppen auf der Durchreise in den
Dubaier Flughafen. Sie sind an ihren weißen schlichten Pilgergewändern erken-
nbar. Eine Pilgerreise nach Mekka gilt nur während bestimmter Tage des islamis-
chen Kalenders als Hadsch, an anderen Tagen heißt sie Umrah . Auf die Umrah
gehen Gläubige gerne während des Ramadan, aber die Umrah zählt nicht als Er-
füllung der fünten Säule des Islam.
Der Fastenmonat Ramadan (der, in dem der fastende Mohammed seine erste
Ofenbarung erhielt) verändert das tägliche Leben im gesamten Golf. Die Regel
ist, dass in diesem nach dem Mondkalender berechneten Monat von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wird. Fasten bedeutet nicht nur
nichts zu essen, sondern auch, nichts zu trinken, nicht zu rauchen und keinen Sex
zu haben. Für Touristen und Nicht-Muslime gilt diese Regel nicht, sie werden je-
doch viele Restaurants und Cafés tagsüber geschlossen vorinden, mit Ausnahme
jener in internationalen Hotels. In dieser Zeit vor Muslimen, oder überhaupt in
der Öfentlichkeit, zu essen, zu trinken, zu rauchen oder auch nur einen
Kaugummi zu kauen gilt als extrem unsensibel und unhölich. Der fastende Teil
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