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Das geht. Es ist zwar nicht besonders hölich, aber auch keine Beleidigung. Wenn
Expats über den Herrscher sprechen, nennen sie ihn meistens mit einer Mis-
chung aus Respekt, gefühlter Nähe, Internationalität und einem Schuss Ironie
»Scheich Mo«.
Scheich Mohammed zu trefen oder zu Gesicht zu bekommen ist gar nicht so
unwahrscheinlich. Die regierenden Scheichs besuchen Ausstellungseröfnungen,
Messen, große Sportveranstaltungen, Schulkonzerte, Uniabschlussfeiern. Sie zei-
gen sich und haben ein Ohr für die Bürger, vor allem natürlich für die Emiratis.
Das politische System des Landes ist nicht demokratisch, aber dennoch sehr
direkt: Wer als Emirati Sorgen hat, sich beschweren will oder etwas braucht,
wendet sich an seinen zuständigen Scheich, entweder in einer der regelmäßigen
Audienzen, am Handy oder inzwischen auch über die sozialen Netzwerke. Die
Scheichs regieren die Emirate, diese familiären Länder, wie ein Patriarch seine
große Familie.
In jedem der Emirate ist das so. Der örtliche Scheich oder seine Brüder und
Söhne sind Ansprechpartner ganz im Sinne ihrer alten Häuptlingsfunktion. Sie
müssen Interesse an den Bürgern zeigen und selbst Vorbild sein. Sie fahren
demonstrativ mit der Metro, werfen Flaschen in Recyclingcontainer und beneh-
men sich so, wie sie es selbst von ihren Untertanen erwarten.
Dafür liebt man die Scheichs, allen voran den besonders volksnahen Scheich
Mohammed. Im Internet kursieren immer wieder Fotos und Geschichten von
ihm: Wie er spontan nur mit einem einzigen Begleiter in einen Supermarkt geht,
sich umsieht, ein Getränk auswählt und sich dann brav an der Kasse anstellt. Wie
er ganz alleine in seinem weißen Mercedes-Geländewagen mit dem Kennzeichen
»Dubai 1« durch die Stadt fährt. Wie er im Geländewagen durch die Wüste fährt,
dort auf eine Gruppe trit, die gerade einen Betriebsauslug macht, sich spontan
auf einen Tee dazusetzt und mit den Leuten plaudert.
Dass die Scheichs nicht leben wie jeder andere, wissen alle. Man erwartet es
geradezu. Ein Scheich soll bescheiden autreten, aber auch ein wenig ein
Traumprinz sein, mit tollen Jachten, Palästen, privaten Flugzeugen, Fuhrpark,
edlen Falken und allem Schnickschnack, der sonst noch als Statussymbol gilt.
Statussymbole gelten in der arabischen Welt nicht als negativ. Eine Herde edler
Kamele zeichnete schon immer einen großen Mann aus, und die durte gerne
jeder bestaunen. Seit die Scheichs nicht mehr mit Kamelen durch die Siedlungen
ziehen, müssen andere Statussymbole herhalten. Genauso die schwindelig
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