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Scheich wurde man in früherer Zeit nicht durch Geburt, sondern durch Leis-
tung, Lebenserfahrung, Weisheit, Akzeptanz oder auch reine Frömmigkeit und
Religionskunde. Das Wort »Scheich« bedeutet zunächst nur »alter Mann«, was
die für das Scheich-Sein nötige Lebenserfahrung betont. Reichtum war und ist
keine Voraussetzung dafür, den ehrenvollen Titel »Scheich« zu führen. Ein
Scheich ist eher mit einem Indianerhäuptling vergleichbar als mit einem verzär-
telten Märchenprinzen. Scheich zu sein muss man sich verdienen, und sich dann
auch als Scheich behaupten. Heute wird man Scheich, wenn man aus den
Herrscherfamilien der Emirate stammt, der »Scheich« in den Emiraten ist also zu
einem vererbbaren Adelstitel geworden. Wie viele Männer diesen Adelstitel tra-
gen, ist nicht bekannt.
Der berühmteste Scheich der Emirate ist Scheich Zayed bin Sultan Al-Nahyan,
Staatsgründer und Herrscher von Abu Dhabi. Er wird als »Vater der Nation«
verehrt, sein Konterfei gibt es auf Plakaten entlang der Straßen, an Häuser-
wänden, als Buton zum Anstecken und auf Tassen. Die anderen Scheichs er-
reichen diese Beliebtheit noch nicht, aber auch von ihnen gibt es Merchandise
wie von Popstars. Besonders beliebt ist Dubais hronfolger Hamdan bin Mo-
hammed Al-Maktoum - auch ihm widmete man schon Großgemälde, und zum
Immer-dabei-Haben sein Konterfei als Mosaik aus Glitzersternen auf der Rück-
seite von Handyhüllen. Die Scheichporträts in Hotels zeigen nicht die belieb-
testen, sondern die mächtigsten Männer, von rechts nach links in der Reihenfolge
der Macht: ganz links Scheich Zayed, dann der jeweilige Regent des Emirats, in
dem man sich beindet. In Dubai Scheich Mohammed, in Abu Dhabi Scheich
Khalifa, in Sharjah Scheich Sultan III. bin Mohammed Al-Qasimi und so weiter.
Wenn drei Scheichporträts aufgehängt sind, hängt das Bild des amtierenden Re-
genten des jeweiligen Emirats in der Mite, rechts daneben der zweitwichtigste
(meist der Kronprinz), links daneben der dritwichtigste.
Inzwischen verwenden alle männlichen und weiblichen Angehörigen des emir-
atischen Herrscherhauses den Titel »Scheich« (für Frauen: Scheicha). Für regier-
ende oder andere hochrangige Scheichs und Scheichas kommt noch der Titel
»Seine/Ihre Hoheit« dazu. Scheich Mohammed wird also in der Zeitung
grundsätzlich als »Seine Hoheit Scheich Mohammed bin Rashid Al-Maktoum,
Vizepräsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate und
Herrscher von Dubai« betitelt. Wer ihn zufällig trit, spricht ihn mit »Eure Ho-
heit« an, wer auf Ehrerbietungen verzichten will, nennt ihn einfach Mohammed.
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