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Gebäuden, in hochpreisigen arabischen Restaurants, in Traditionsmuseen wie
dem »Jahili Fort« von Al-Ain oder auch in Safari-Camps und Heritage Villages.
Der Majlis-Bereich in Hotels ist meist erkennbar an den traditionellen rot-
schwarzen Polstermöbeln, am traditionellen Dekor und den zur Pyramide
gestapelten Dateln. Der Kafee dort kann nicht geordert werden, er wird dem
Gast mit dezenter, stiller Geste gereicht. In der Nähe der Datelpyramide steht
immer eine hermoskanne oder ein schweigender Kellner mit einer her-
moskanne in der Hand. Sobald jemand verweilt und eine Datel greit, kommt der
Kellner und schenkt einen kleinen Schluck schwarzen Kafee in eine eierbech-
erkleine, henkellose Tasse, die Findschan . Mit zwei Schlucken ist sie leer, daher
muss jeder Schluck genossen werden.
Schon im Dampf mischen sich ätherische Öle von Gewürzen in den Kafeedut.
Kardamom ist es auf jeden Fall. Was ist noch drin? Safran? Ein Tropfen Rosen-
wasser, eine Nelke? Das genaue Rezept jedes Kafees bleibt geheim. Würzig muss
er sein, die Bohnen so lange gekocht, bis sie allen Geschmack abgegeben haben.
Früher stand die blecherne Dallah in den glühenden Kohlen des Herd- oder
Lagerfeuers, und der Kafee kochte lange vor sich hin. Auch für überraschenden
Besuch stand der Kafee daher immer schon fertig bereit. Stat Zucker gab es eine
süße Datel dazu.
Der stumme Kafeekellner schenkt eine leere Tasse sofort nach, es sei denn,
der Gast hält die Hand darüber und schütelt die Tasse leicht hin und her. Mehr
als drei Tässchen zu trinken ist wegen der Stärke des Kafees nicht ratsam, aber
vor allem unhölich. Kein Gast wird das tun, auch wenn ihm der Kafee wider Er-
warten schmeckt, denn ein Genuss ist das starke, bitere Gebräu nicht für jede
Zunge. Kafee abzulehnen, etwa bei einem Geschätstermin, ist aber noch viel un-
hölicher, als vier Tassen zu trinken. Noch schlimmer ist es nur, als Gastgeber
keinen Kafee anzubieten. Kafee und Gastfreundschat sind Synonyme.
Wegen dieses Rituals wurde die schon bei den Beduinen stets für Gäste auf
dem Feuer bereitstehende Kafeekanne zum arabischen Symbol der Gastfreund-
schat schlechthin. Ganz leise und für Fremde fast unsichtbar hat sich die
jahrhundertealte Tradition der Wüste erhalten. Daher kann man diesen Kafee
auch nirgends bestellen: Echten arabischen Kafee gibt es aus Tradition nur ges-
chenkt.
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