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Sharjah leben etwa 85 Prozent der emiratischen Bevölkerung. Die kleineren
Emirate Fujairah, Ras Al-Khaimah, Umm Al-uwain und Ajman stehen sowohl
bei Fläche als auch bei der Bevölkerungszahl, dem Pro-Kopf-Einkommen und der
Entwicklung hinten an. Ajman, das kleinste Emirat, ist nur ein bisschen größer
als das Stadtgebiet von Frankfurt am Main, dafür leben im Vergleich dazu nur
halb so viele Bürger in Ajman.
Keine frühen Hochkulturen, keine legendären Herrscher, keine mitelalter-
lichen Großtaten sind in der emiratischen Geschichtsschreibung belegt. Die
archäologischen Funde sprechen von nomadischen Hirten, die seit 8000 vor
Christus gelegentlich vorbeizogen. Auf den Inseln vor Abu Dhabi haben sie ihre
Spuren hinterlassen, ebenso am Jebel Al-Buhais, einem Berg in Sharjah. Eine et-
was stetigere Besiedelung der Region verraten die Zeugnisse von der Bronzezeit
an, etwa ab 3000 vor Christus. »Hait-Kultur« nennen Forscher diese Siedler,
nach dem Jebel Hafeet, einem Berg im Landesinneren. Bienenstockförmige
Gräber aus Stein haben die Siedler dort hinterlassen, ein paar Scherben und
Werkzeuge, die davon zeugen, dass es keine reichen Menschen waren, die sich in
die Wüste wagten, keine wohlorganisierten wie in den benachbarten Reichen:
dem der Sumerer im heutigen Irak, der Perser, der Ägypter und dem Reich
Magan im heutigen Oman. Nicht einmal vergleichbar mit dem lebhaten Han-
delsplatz Dilmun im heutigen Bahrain, etwas den Golf hinauf. Einfachheit prägte
das Leben der frühen Siedler, Wassermangel, Hitze, Armut. Daran würde sich
auch in den kommenden Jahrtausenden wenig ändern.
Den Hafeet-Leuten folgten die Umm-An-Nar-Leute, benannt nach der Insel
Umm An-Nar vor der Küste Abu Dhabis, wo eine britische Expedition in den
Sechzigerjahren erstmals runde steinerne Grabmonumente aus jener Zeit fand.
Auch in der Nähe des Jebel Hafeet, im Ortsteil Hili der Oasenstadt Al-Ain, wur-
den 1959 solche Gräber entdeckt, dazu Lehmhäuser und ein kleines Fort. Eine
Oryxantilope und ein Händchen haltendes Paar sind als Relief über einem der
Grabeingänge eingemeißelt, auf der Rückseite des Baus ist ein koitierendes Paar
verewigt. Das kleine Steinbild ist leicht zu übersehen, denn gemessen an dem,
was die Schauplätze antiker Hochkulturen an archäologischen Wunderwerken zu
bieten haben, ist der Archäopark von Hili so bescheiden wie die Menschen, die
einst die dort zu bestaunenden Gebäude errichteten. Für die modernen Emiratis
ist das Steinbild aber eine Ikone geworden, zeigt es doch, dass ihre Kultur genau
wie alle anderen der Region Jahrtausende alt ist, dass man liebevoll miteinander
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