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Napoleon ist nun mal der berühmteste Mann, den Korsika hervorgebracht hat.
Und auch wenn er politisch und ökonomisch nichts für seine Insel getan hat, ist
ihm und seiner Muter die ewige Verehrung sicher.
Kleine Jungs werden seit etwas mehr als zwanzig Jahren, also in etwa seitdem
der Nationalismus salonfähig geworden ist, mit Vorliebe Lisandru getaut, der
korsischen Version des französischen Alexandre. Alexiu ist eine weitere Form
desselben Namens. Die Endung -u ist bei Vornamen überhaupt sehr in Mode,
zeigt sie doch unmissverständlich, dass dessen Träger korsisch ist. Beispiele sind:
Ghiuliu, Mateu, Petru, Donu, Taddeu.
Korsische Männer erzählen ot voller Stolz, das Patriarchat sei eine Legende, in
Wahrheit herrsche auf Korsika das Matriarchat. Es stimmt, dass Frauen in allen
Belangen, die den Haushalt und die Familie betrefen, das Sagen haben. Früher
haben sie zudem auch ot das Geld verwaltet, das der Mann bei der Feldarbeit
verdient hat, und waren somit die wirtschatlichen Haushaltsvorstände. Trotzdem
werde ich das Gefühl nicht los, dass sie das nur deswegen so betonen, weil es gut
klingt. Gleichzeitig archaisch und fortschritlich, traditionsverbunden und eman-
zipiert. Nach dem Moto: Da wir ja schon in einem Matriarchat leben, brauchen
wir ja nichts an den Verhältnissen zu ändern. Eine bequeme Situation, zumindest
für die Männer. Von ihnen stammt immerhin auch folgende korsische Re-
dewendung, die, wie ich inde, für sich spricht:
A donna hè cum' farina:
più si bati hè più raina.
Die Frau ist wie das Mehl:
Je mehr man sie schlägt, umso feiner wird sie.
Vor resoluten Matronen haben korsische Männer allerdings einen Heidenrespekt.
Ist so eine Frau auch noch ihre Chein, wagt niemand mehr aufzumucken. Vor
einiger Zeit gab ich ein Mietauto am Flughafen von Bastia zurück, die Rückgabe
befand sich auf einem riesigen, umzäunten Gelände, ziemlich weit vom
Flughafengebäude entfernt. Ich wartete ewig, und weil ich dringend zur Toilete
musste, fragte ich einen der zwei Angestellten, ob ich die ihrige benutzen dürfe.
Er lehnte mit Bedauern in der Stimme ab,
la patronne
, die Chein, habe das ver-
boten. Also stand ich weitere endlose Minuten auf dem großen Platz herum, bis
der Angestellte in einem anderen Mietwagen vorgefahren kam. Er bremste direkt
