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für ein Kontrast: Hier oben schien sich die Natur unter einer weißen Schnee-
decke auszuruhen, unten leuchteten das blaue Meer und die weißen Sandstrände
im Morgenlicht.
»Corsica! Wer kennt es nicht, jenes meerumspülte Bergland, wo der blaue Him-
mel lacht, wo der leuchtende Schnee von den Höhen herniedergrüsst auf Lorbeer,
Ölbaum, und Myrte? Als ein pfadloses, unwirtliches Hochland wird uns stets in
diesen Erzählungen das Innere der Insel geschildert, bedeckt mit undurchdringli-
chem Buschwerke und dichten Wäldern. Nur wenige wissen von der Existenz
eines wirklichen Hochgebirges. Bis tief in das Frühjahr hinein lastet der Schnee
auf seinen stolzen Gipfeln und Kämmen, in seinen einsamen Hochkaren und
wilden Tobeln, und ot erst im Juni bricht die südliche Sonne den winterlichen
Bann.«
Diese historische Beschreibung stammt von dem Bergsteiger Felix von Cube,
der sich vor über hundert Jahren aufmachte, die wilde Bergwelt Korsikas zu ent-
decken. Steht man selber auf einem der Gipfel, kann man die Euphorie des ge-
bürtigen Stutgarters nur allzu gut nachvollziehen. Insgesamt dreimal - in den
Jahren 1899, 1902 und 1904 - reiste Felix von Cube zusammen mit seinen Kam-
eraden vom Akademischen Alpenverein München auf die Insel. Bei ihren Expedi-
tionen bestiegen sie insgesamt 38 Gipfel, auf 17 davon hate bis dahin noch kein
Mensch einen Fuß gesetzt. »Meine größte bergsteigerische Leistung« nannte der
Alpinist diese Erstbesteigungen. Noch heute lößen die Routen, die er gewählt
hate, Kennern Respekt ein. Seit 1966 zeugt eine Gedenktafel auf dem Plateau von
Stagnu im Asco-Stranciacone-Tal von der Wertschätzung, die Felix von Cube auf
der Insel entgegengebracht wurde. Auch wenn die meisten Korsen mit
Bergsteigen nichts anfangen konnten, erfüllte sie es doch mit Stolz, dass jemand
aus der Fremde ihre Insel so sehr schätzte. Für die Hirten war es Arbeit, wenn sie
die zahlreichen von ihnen angelegten Pfade erklommen, etwa um ihre Ziegen
wieder einzusammeln, die nach einem Gewiter in alle Richtungen davongesto-
ben waren.
Der Bergsteiger weiß von einer Begegnung mit den Tierhütern zu berichten:
»Es war dunkel geworden. Miten in der Hüte haten die Hirten ein Feuer an-
gemacht, um welches sie sich im Kreise lagerten. Aus der Unterhaltung, die wir
mit ihnen anknüpten - zwei sprachen ein gebrochenes Französisch -, konnten
wir entnehmen, daß sie selbst die wichtigsten Berge ihrer Umgebung nicht kan-
nten, trotzdem sie lange Jahre bereits die Bergerie (eine steinerne Schutzhüte in
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