Travel Reference
In-Depth Information
leuchtet noch die kleinste Hüte in heimlichem Glanz. Es lohnt sich, nach Pen-
sionen und privat geführten Bed and Breakfasts Ausschau zu halten, denn ot
sind sie in schön restaurierten alten Häusern untergebracht. Man indet sie meist
ein wenig abseits der Touristenzentren, was aber nicht zwangsläuig bedeutet,
dass es von ihnen weit zum nächsten Sandstrand ist.
Es gibt zahllose paradiesische Strände auf Korsika, die aussehen wie von
Postkartenmalern entworfen: feinster heller Sand, klares türkisblaues Wasser, im
Hinterland einige Schaten spendende Bäume. Die Einheimischen können allerd-
ings nicht viel mit der Faszination der Touristen für Strandurlaub anfangen. Den
ganzen Tag in der Sonne braten und im Meer plantschen ist nichts für sie. Echte
Korsen sind wasserscheu und sitzen lieber im Schaten der Platanen in der Bar
ihres Vertrauens. Und die beindet sich selten direkt am Ufer, sondern meistens in
einem Bergdorf.
Dass die Korsen ein Bergvolk sind, spiegelt auch der tägliche Sprachgebrauch
wider. Je monte au village - »Ich fahre hinauf ins Dorf«, sagt jemand, der am
Wochenende in seinen Heimatort fährt. In den meisten Fällen wird er in dem Ort
nicht mehr wohnen, weil er dort keine Arbeit inden würde, aber die Bindung an
ihn bleibt bestehen. Im Zweifel leben da oben noch die Eltern, die Oma oder ein
paar alte Tanten. Und außerdem fahren auch die Freunde, zumindest diejenigen,
die noch nicht aufs Festland gezogen sind, so gut wie jedes Wochenende »rauf«
ins Dorf. Nachmitags, also nach Aperitif, Mitagessen und Siesta, zieht es die
Jüngeren aber doch wieder »runter« - ans Meer. Also sagen sie: On descend à la
plage - »Wir fahren runter zum Strand.« Natürlich könnte man die beiden Ver-
ben monter und descendre genauso gut mit hinauf- und hinunter laufen überset-
zen. Allerdings tauchen Wörter, die eine physische Betätigung andeuten, also
Vokabeln wie »laufen«, »wandern« oder gar »rennen«, im aktiven Wortschatz
eines Korsen nur selten auf. Vor allem nicht in der ersten Person Singular. Als
Südländer meiden sie jede Anstrengung, und ein Auslug zu Fuß an den Strand
gilt in jedem Fall als anstrengend. Auch wenn der Fußmarsch nur 20 Minuten
dauern würde und danach ein erfrischendes Bad im Meer wartet.
Wir schafen es immer wieder, Dinge zu tun, die Einheimische niemals tun
würden. So erledigen wir zum Beispiel grundsätzlich die anstrengendsten
Arbeiten in der größten Mitagshitze. Die Kirchenglocken schlagen zwölf Uhr, die
Männer leeren gerade ihr letztes kühles Glas Pastis und sind auf dem Weg nach
Hause, wo ihre Frauen schon mit dem Mitagessen warten. Und was macht meine
Search WWH ::




Custom Search