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Russe, Dimitri Philippof, in der Nähe von Calvi ein Feriendorf namens »L'Ours
Blanc« - den ersten All-inclusive-Club der Welt. Der Zweite Weltkrieg setzte
dem aussichtsreichen Unternehmen erst mal ein Ende, doch 1949 eröfnete der
Sportjournalist und professionelle Wasserpolospieler Philippof zusammen mit
einem Partner den »Club Olympique de Calvi«. Dort machte eines Tages ein
gewisser Gérard Blitz, ein alter Wasserpolokollege Philippofs, Urlaub. Er war so
begeistert, dass er am 27. April 1950 den Club Méditerranée ins Leben rief, allerd-
ings mit einem erweiterten Konzept. In seinen Dörfern gab es anfangs weder
Strom noch ließendes Wasser. Die Gäste schliefen in Zelten. Sein Ideal: Für die
Dauer des Urlaubs sollen weder Geld noch soziale Hierarchien eine Rolle spielen.
Man sollte sich frei und ohne Klassenschranken begegnen. Das ist übrigens auch
der Grund, warum das Animationsprogramm bis heute so wichtig genommen
wird.
Anders als in vielen anderen Mitelmeerregionen wie der Costa Brava sind auf
Korsika zum Glück (noch) keine ganz schlimmen Sünden im Namen des Touris-
mus begangen worden. Die Widerspenstigkeit der Korsen hat dazu geführt, dass
viele internationale Konzerne vor Investitionen auf Korsika zurückgeschreckt
sind. Dabei haten die Franzosen ursprünglich große Pläne in Richtung Massen-
tourismus: Anfang der Sechzigerjahre gründete der damalige Präsident Georges
Pompidou eine Behörde, DATAR genannt (die Franzosen lieben Abkürzungen,
diese steht für » Délégation à l'aménagement de territoire et à l'action régionale «),
die sich darum kümmern sollte, die Atraktivität der französischen Regionen zu
steigern und passende Landnutzungskonzepte zu erarbeiten. Auf der Suche nach
Gegenden mit unerschlossenem touristischen Potenzial wandte sich die Organ-
isation an das damals ebenfalls frisch gegründete Hudson Institute, einen konser-
vativen hinktank mit Sitz in New York. Die Trend- und Locationscouts machten
sich ans Werk und überlogen mehrere Wochen lang in Privatlugzeugen ganz
Frankreich. Ihr Abschlussbericht sollte eigentlich vertraulich bleiben, doch was
durchsickerte, hate Sprengkrat: Die Amerikaner haten die Insel Korsika als bra-
chliegendes Territorium identiiziert. Als touristischen Rohdiamanten sozusagen,
der lediglich hier und da geschlifen werden müsste, und schon könne man dort
Platz für mindestens 250000 Hotelbeten schafen.
Als der Plan dem korsischen Mediziner und Aktivisten Edmond Simeoni zu
Ohren kam, trieb das dessen Radikalisierung nur noch schneller voran. Der
»Vater des Nationalismus«, wie Simeoni heute genannt wird, hate bereits 1960
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