Travel Reference
In-Depth Information
Ein Diamant wird geschlifen
Am Fuße unseres Bergdorfs gibt es zwei Strände. Einen riesigen, kilometerlangen
und einen kleinen. Den größeren, Marina genannt, kann man über einen steilen
Pfad direkt vom Dorf aus erreichen. heoretisch jedenfalls, denn außer Touristen,
die mit roten Köpfen und schwer atmend nach ihrem Strandauslug wieder oben
im Dorf ankommen, hat diesen Weg seit Ewigkeiten kein Einheimischer mehr be-
treten.
Die Dörler fahren lieber mit dem Auto, und zwar an den weiter entfernt gele-
genen kleineren Strand, den sie Piscine nennen. Dort müssen sie sich dann zwar
drängeln, während man an der benachbarten Marina seinen Strandnachbarn mit
dem Fernglas suchen muss. Aber dafür haben sie es wunderbar bequem. Das See-
gras, posidonia oceana , das die Winterstürme ans Ufer spült, stört hier niemanden.
Ebenso wenig wie die seltsamen braunen Bälle, die wie kleine Pferdeäpfel oder
große Mistkäferkugeln aussehen, tatsächlich aber vom Wind und Wasser zermah-
lenes und verformtes Seegras sind.
Geändert hat sich an beiden Stränden in all den Jahren nichts. Na ja, fast nichts.
Irgendwann, es muss zu der Zeit gewesen sein, als dank Boris Becker und Stei
Graf auch die Deutschen im Tennisieber wie wild auf gelbe Bälle droschen,
beschloss die Gemeinde, ein Stück oberhalb des Strandes einen Tennisplatz zu
bauen. Anders als unzählige andere Projekte wurde dieser Plan tatsächlich umge-
setzt. Ein paar Jahre lang war der Platz ständig ausgebucht, natürlich nur in den
Morgen- und Abendstunden, denn sonst war es zu heiß. Dann standen die ersten
Reparaturen an, der Belag hate Löcher bekommen, das Netz war zerleddert, der
Schiedsrichterstuhl morsch. Die Macchia streckte ihre Dornen durch den Zaun.
Das Budget für den Bau des Platzes war ausgegeben, dass seine Instandhaltung
ebenfalls einiges kosten würde, hate man bei der Kalkulation nicht bedacht.
Heute liegt er im Dornröschenschlaf.
Ähnliches geschah mit dem Campingplatz, der einst gleich neben dem Tennis-
platz das goldene Zeitalter des Tourismus einläuten sollte. In das staubtrockene,
steinige Gelände wurden Terrassen gehauen und diese beplanzt. Gerne würde ich
Search WWH ::




Custom Search