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fortdauern sollte?«, mutmaßt Sibylle von Reden in ihrem Buch »Die Megalith-
Kulturen« von 1978.
Der Archäologe Roger Grosjean stellte die hese auf, dass die Megalithiker seit
dem Ende des 4. Jahrtausends vor Christus in relativer Ruhe auf Korsika gelebt
hatten, bis diese in der Mite des 2. Jahrtausends vor Christus von den wafen-
technisch überlegenen Torreanern massiv gestört wurden. Die bewafneten Men-
hirstatuen sind seiner Meinung nach Abbildungen der fremden Krieger, die viel-
leicht zur Abschreckung dienten, vielleicht aber auch eine Schutzfunktion haten.
Die Torreaner kümmerte das wenig, einmal auf der Insel heimisch geworden,
verwendeten sie die Menhirstatuen einfach als Baumaterial für ihre Kultstäten.
Drei dieser steinernen Monumente, eine Ost-, eine West- und eine zentrale Kult-
stäte, kann man in Filitosa ebenfalls besichtigen.
Freunden von Orten mit kuriosen Namen und allen, die mehr über die Tor-
reaner wissen wollen, empfehle ich einen Besuch in Cucuruzzu. Ziemlich weit
oben in den Bergen (man kurvt eine gefühlte Ewigkeit eine löchrige Asphalt-
straße hinauf, wird aber mit dem nicht alltäglichen Blick auf schlammige
Hausschweineweiden belohnt) liegt dieses imposante Zeugnis der torreanischen
Besiedelung Korsikas. Man kann dort auf den Zyklopenmauern der Siedlung aus
dem 1. Jahrtausend vor Christus herumkraxeln und auch in die nicht gerade
kuscheligen »Wohnzimmer« hineinkletern. Es mag für immer unklar bleiben,
wie genau diese Frühmenschen gelebt haben, was einem aber auch als Laie sofort
deutlich wird: Das Leben dort muss ziemlich hart gewesen sein damals, aber im-
merhin war das Panorama grandios.
Als Kind hate ich den wiederkehrenden Albtraum, Gretel zu sein und zusammen
mit meinem Bruder in der Rolle des Hänsel von einer bösen Hexe im Wald gefan-
gen genommen zu werden. Das ist aber auch schon alles, auf Korsika habe ich
mich nie gegruselt. Ob der Sturm nachts ums Haus heulte, die rolligen Katzen mit
unheimlichen, geradezu menschlichen Stimmen schrien, das Käuzchen rief oder
die Zweige der Macchia knackten, immer fühlte ich mich gut aufgehoben. Aufge-
fangen von dem beruhigenden Gedanken, dass mein Korsika, dieser Felsen im
Meer, seit einer Ewigkeit existierte und eine weitere Ewigkeit bestehen bleiben
würde. Ich liebte es, nachts spazieren zu gehen - und liebe es noch immer. Am
Himmel leuchten die Sterne so hell, als wollten sie mir den Weg weisen (vom
Vollmond ganz zu schweigen), die Lut ist sant und voller Wohlgerüche, und die
Steine strahlen noch die Wärme des Tages aus. Ich laufe die Landstraße entlang,
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