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der Genuesen aufzulehnen, der Kampf hate Tausenden Männern das Leben
gekostet. Ihre Kräte schwanden, da kam ihnen der merkwürdige Fremde, der ihr
König werden wollte, gerade recht. Hauptsache, irgendjemand retete sie und
schenkte ihnen die Unabhängigkeit, von der sie schon so lange träumten.
heodor von Neuhofs Leben war bisher fast zu märchenhat verlaufen, um
wahr zu sein: Geboren 1694 in Köln, verbrachte er seine Kindheit auf einem
Stammsitz der Familie namens Pungelscheid im Sauerland. Später wurde der gut
aussehende Junge bei den Jesuiten in Münster und Köln unterrichtet, wo er unter
anderem sieben Sprachen erlernte. Dann vermitelte ihn der Liebhaber seiner
Mutter als Page an die Schwägerin Ludwigs XIV., Liselote von der Pfalz. Die bra-
chte ihn nach Versailles an den Hof des Sonnenkönigs, wo heodor mit zwie-
lichtigen Glücksritern und adeligen Aufschneidern in Kontakt kam und dem
Glücksspiel veriel. Vor dem Gefängnis reteten ihn nur neue Betrügereien und
schließlich die Flucht. heodor wurde Geheimdiplomat in schwedischen Dien-
sten, verlor als Spekulant in Paris ein Vermögen und heiratete am spanischen Hof
eine reiche englische Dame. In London verdingte er sich als Touristenführer. Als
Spion für den österreichischen Kaiser verschlug es ihn 1732 nach Italien. Hier
hörte er erstmals vom Kampf der Korsen gegen die herrschenden Genueser und
war fasziniert. In Livorno lernte heodor schließlich die Anführer des Befreiung-
skampfes kennen, die den redegewandten Mann mit seinen vermeintlich besten
Kontakten zu den Höfen Europas als Hofnungsträger sahen, der ihnen Geld und
Waffen liefern konnte. Sie baten ihn, ihren Aufstand anzuführen. heodor
zögerte nicht lange und verlangte im Gegenzug die Königskrone. Nur etwa einen
Monat nach seiner Ankunt war es so weit, Neuhof wurde von den Delegierten
aller korsischen Gemeinden im Kloster von Alesani einstimmig zum König
gewählt. Stat einer goldenen Krone drückte man ihm allerdings nur einen sch-
lichten Lorbeerkranz aufs Haupt. Er war auch kein absolutistischer Herrscher,
sondern beim Regieren auf die Zustimmung von 24 frei gewählten Korsen an-
gewiesen. Aber sei's drum, Neuhof war nun ein echter König.
Wacker machte er sich an die Regierungsgeschäte, er verlieh einigen seiner
neuen Untertanen Adelstitel, baute die Infrastruktur aus, ließ Münzen prägen
und gründete den Riterorden De la Liberazione , zu dem auch Ausländer Zutrit
hatten, gegen eine satige Gebühr, versteht sich. Da er wusste, wie wichtig die
Verpackung ist (manchmal sogar wichtiger als der Inhalt), setzte er seine Re-
gentschat unter das Zeichen der Maurenkoplagge und machte sie dadurch erst
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