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bomben explodierten, Wände wurden mit nationalistischen Parolen beschmiert,
Straßenschilder zerschossen, französische Ferienanlagen und Verwaltungsge-
bäude zerstört. Um die Insel zu befrieden, verabschiedete die französische Na-
tionalversammlung 1990 den
Plan Joxe
(benannt nach dem damaligen Innenmin-
ister Pierre Joxe), der die kulturelle Identität der Korsen verfassungsmäßig an-
erkennt. Dem korsischen Regionalparlament wurde damit größere Autonomie in
der Verkehrs- und Schulpolitik, in Raumplanung und Wohnungsbau gewährt.
Allerdings sorgte dabei ein Punkt für eine besonders hitzige Diskussion: die
Frage, ob es nun ein »korsisches Volk« gibt oder nicht. Mit 297 gegen 275 Stim-
men entschied sich die Nationalversammlung nach einer Marathonsitzung dafür.
Doch die Freude währte nur kurz. Die bei der Abstimmung unterlegenen
Neogaullisten zogen vor den Verfassungsrat, und dieser entschied, dass der im
Parlament mit Hängen und Würgen durchgegangene »Korsenartikel« verfas-
sungswidrig sei, weil die
Grande Nation
keine Unterschiede hinsichtlich Herkun-
t, Rasse oder Religion kenne.
Der Kampf um die Anerkennung als korsisches Volk war damit verloren, der
Kampf um die Autonomie Korsikas aber ging weiter. Um die Jahrtausendwende
leitete der Sozialist Lionel Jospin, damals Ministerpräsident, eine langwierige
Diskussion ein, den sogenannten
Processus de Matignon
, der in einem neuen Kor-
sikastatut münden sollte. Zum ersten Mal wurde nicht mehr im Geheimen mit
Terroristen verhandelt, sondern öfentlich mit gewählten Vertretern der Korsen,
den Abgeordneten der
Assemblée de Corse
. Am 22. Januar 2002 trat ein weiteres
Gesetz in Krat, das den Weg zum Statut ebnen sollte. Für einen höheren Grad an
Autonomie wäre aber eine Änderung der französischen Verfassung nötig, die, so
das Versprechen, im Jahr 2004 vollzogen werden sollte. Aber nur unter einer
Bedingung: Die Gewalt auf Korsika müsse ein Ende haben. Trotzdem war die Au-
fregung in Frankreich groß. Von einer »Zerschlagung des Nationalstaats« war
die Rede, sogar von einer »Balkanisierung der französischen Gesellschat«. Es
war klar, diese Debate handelte nicht nur von Korsika, es ging um nichts
Geringeres als die Zukunt Frankreichs und das Überleben der Fünten Republik.
Um nachvollziehen zu können, warum viele Franzosen so wenig Verständnis
für die Autonomiebestrebungen der Korsen haben, lohnt sich ein Blick auf die
Prinzipien der französischen Republik. Frankreich versteht sich seit der Französ-
ischen Revolution als Prototyp einer »Willensnation«, die sich allein durch den
Zusammengehörigkeitswillen ihrer Mitglieder auszeichnet. Schert eine Bevölker-
