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die Korsen nicht alle irgendwann auswanderten und ihre unglückliche Insel ihr-
em dunklen Schicksal überlassen haben. Was sie zurückhielt, war die Liebe zu
ihrer Heimat.
Einer der wichtigsten Freiheitskämpfer im 18. Jahrhundert war Sampiero
Corso, auch »der Korsischste unter den Korsen« genannt. Er muss ausgesehen
haben wie ein wandelndes Klischee: groß, bärtig, mit schwarzen, krausen Haar-
en, inster dreinblickend und wortkarg, ungebildet, aber von scharfem Verstand.
Er soll sehr einfach gelebt, immer auf der nackten Erde geschlafen und stets ein-
en wollenen Kitel getragen haben. »Ein Mann aus einem Gusse und von dem ge-
waltigsten Gepräge ursprünglicher Natur«, schreibt Gregorovius bewundernd.
Er hate 1547 als Oberst das Kommando des Korsenregiments im Dienste
Frankreichs übernommen und sorgte angeblich dafür, dass der französische
König Heinrich II. die Insel besetzte. Der Feldzug endete mit der fast vollständi-
gen Vertreibung der Genuesen, die sich nur noch in den Zitadellen von Calvi und
Bastia halten konnten. Für einige Jahre wurde Korsika an Frankreich an-
gegliedert, aber zur großen Entäuschung der Korsen durch den Vertrag von
Cateau-Cambrésis wieder den Genuesern zurückgegeben. Sampiero weigerte
sich, diesen Vertrag anzuerkennen, und startete einen weiteren, äußerst
waghalsigen Versuch, die Insel zurückzugewinnen. Mit einer winzigen Truppe
von angeblich nur 20 Korsen und 25 Franzosen legte er 1564 am Golf von Valinco
an und versenkte als Zeichen seiner Entschlossenheit als Erstes sein eigenes
Schif. Innerhalb kurzer Zeit wuchs seine Anhängerschar auf 100 Mann, und
Genua bekam es wohl wirklich mit der Angst zu tun. »Gegen diesen Mann«,
notiert Gregorovius, »der als Proskribierter mit ein paar Proskribierten auf die
Insel gekommen war, hate sie [die Republik Genua] nach und nach ihre ganze
Macht ins Feld geschickt, ihre und eine spanische Flote, ihre Söldner, Deutsche,
15000 Mann Spanier, ihre größten Generale Doria, Centurione und Spinal; und
sie, die die Pisaner und Venedig überwunden hate, vermochte nicht, ein armes
und von aller Welt verlassenes Volk zu bändigen, das in den Krieg zog, hungernd,
zerlumpt, unbeschuht, schlecht bewafnet, und das, wenn es nach Hause kam,
nichts fand als die Asche seiner Dörfer.«
Als für Genua die Niederlage unausweichlich war, entschloss man sich,
Sampiero auf andere Weise loszuwerden - indem man ihn hinterrücks ermor-
dete. Er lebte ohnehin gefährlich, weil das Damoklesschwert der Blutrache über
ihm schwebte. Zu allem anderen Ungemach war er nämlich auch noch zu einer
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