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Es kam zum Krieg, bei dem die Genuesen die Pisaner Schrit für Schrit zurück-
drängten. 1195 überielen sie Bonifacio, als die Einwohner der Stadt eine
Hochzeit feierten. Sie massakrierten oder vertrieben die Korsen, besetzten den
Kalkfelsen über dem Meer und machten Bonifacio zum Stützpunkt ihrer
Herrschat. Die Stadt bekam Handelsfreiheit und andere Privilegien und lockte
dadurch viele genuesische Familien nach Korsika. Bonifacio wurde so zur ersten
und stärksten Kolonie der Genuesen. 1268 errichteten sie die Zitadelle von Calvi,
beide Städte blieben ihren Eroberern stets treu und verweigerten sich der Unab-
hängigkeitsbewegung. 1284 kam es bei der Seeschlacht von Meloria an der Küste
Livornos zur endgültigen Entscheidung. Pisa wurde vernichtend geschlagen und
verlor fast seine gesamte Flote, Genuas Herrschat über Korsika sollte dagegen
mit wenigen kleineren Unterbrechungen fast 500 Jahre andauern - bis 1768.
Was ist bis heute von den Genuesern geblieben? Mauern, Zitadellen, pitoreske
Brücken und Wachtürme. Ja, vor allem Wachtürme. Um die Insel besser vor Pir-
aten zu schützen, ersannen sie ein einmaliges Verteidigungssystem, torregiana
genannt. Es bestand aus einem Gürtel von steinernen Bauten entlang der Küste,
die der Landschat heute eine romantische Note verleihen. Damals aber warnte
deren Besatzung die Bevölkerung mit Rauch- und Feuerzeichen, sobald auf dem
Meer ein Feind gesichtet wurde. Die Abstände der einzelnen Türme waren so be-
messen, dass die Warnungen in wenigen Stunden einmal um die ganze Insel
weitergegeben werden konnte. Heute sind die meisten dieser Türme verfallen,
aber die wenigen, die erhalten sind, lohnen einen Besuch. Die Aussicht ist einfach
großartig, und mit etwas Phantasie kann man nachvollziehen, wie sehr die Insel
damals ihren Feinden ausgesetzt war.
Die Kämpfe zwischen Freiheitskämpfern und Herrschern brandeten immer
wieder auf, unzählige Schlachten wurden geschlagen, die Gefängnisse waren
überfüllt, die Henker haten alle Hände voll zu tun. Männer starben in dieser Zeit
selten eines natürlichen Todes. Immer wieder hoten die Korsen auf den Beistand
anderer Nationen, manchmal riefen sie damit aber auch neue Tyrannen ins Land.
Mailänder, Türken, deutsche, spanische, französische und italienische Männer
kämpten und verbluteten auf korsischer Erde. Diejenigen jungen Korsen, die
nicht verbannt wurden, lohen aus ihrer Heimat, und so gab es an fast allen
Höfen Europas Korsen, die es auf militärischem Gebiet zu hohem Ansehen bra-
chten. Der Papst gründete mit den Flüchtigen seine berühmte Korsengarde, am
französischen Hof gab es ein Korsenregiment. Eigentlich ist es ein Wunder, dass
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