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einem Heer anrückte und die Ruhe wiederherstellte. Später mischte sich der
Papst in die korsischen Angelegenheiten ein, durch sein Betreiben geriet Korsika
unter die Herrschat des Bistums von Pisa. Hundert Jahre lang mühten sich die
frommen Herren unter ständigen Kämpfen, ihre Position auf der Insel aus-
zubauen. Von den Geschichtsschreibern wird ihnen deinitiv das beste Zeugnis
ausgestellt. Sie brachten den Handel zwischen der Insel und dem italienischen
Festland in Schwung, kultivierten das Land und bauten Straßen und Brücken.
Auch einige der schönsten romanischen Kirchen, Kapellen und Klöster Korsikas
stammen aus dieser Epoche. Einst soll es über 300 pisanische Kirchenbauten
gegeben haben, heute sind viele von ihnen zerstört oder verfallen und von der
Macchia überwuchert. Einige wurden auch zweckentfremdet und dienten als
Wohnhäuser und sogar als Viehstall, wie bis in die Achtzigerjahre die Kirche San
Giovanni Batista bei Piedicorte.
Wäre dies ein Film, würde man spätestens an dieser Stelle rufen: Auhören! Das
genügt! So langsam wird es unglaubwürdig, dass einer kleinen felsigen Insel im
Mitelmeer so lange so übel mitgespielt wurde. Niemand kann auf Dauer so viel
Leid ertragen. Wann kommt denn nun endlich das Happy End? Nun, diese Sehn-
sucht hegten die Korsen sicherlich auch, allein, sie wurde ein weiteres Mal
entäuscht. Es kam nämlich alles noch viel schlimmer.
Mit wachsender Eifersucht beobachtete Genua die Bemühungen Pisas um Kor-
sika. Denn die aufstrebende Macht hate ihrerseits großes Interesse an der Insel.
Der korsische Adel ergrif mal für den einen, dann wieder für den anderen
Stadtstaat Partei. Durch jahrelanges Intrigieren bewegten die Genuesen schließ-
lich Papst Innozenz III., die Diözesen Mariana, Nebbio und Accra dem mitler-
weile zum Erzbistum erhobenen Genua zu unterstellen. Ein für beide Seiten un-
befriedigender Kompromiss, denn inzwischen ging es den Stadtstaaten längst
nicht mehr nur um Korsika, sondern um die Vorherrschat im gesamten Mitel-
meer. Korsika iel ins Chaos, ein Teil der Einwohner hielt zu den Pisanern, ein an-
derer Teil war der Kriege überdrüssig und erhote sich von Genua Schutz und
Frieden. In manchen Tälern regierten noch die signori , in anderen wiederum hat-
ten sich die Terra del Commune erhalten, und die Menschen dort lebten und
starben für die Freiheit. Dazu kamen zahllose blutige Familienfehden und die Ge-
walt, die von den Banditen, die sich in der Macchia versteckt haten, ausging.
Recht und Gesetze zählten in dieser Periode wenig.
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