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er Ampel sogar in fünf Reihen aubauen, obgleich es eigentlich nur zwei Fahr-
spuren gibt. Kontaktängste kennen sie nicht. Jedenfalls nicht auf der Straße.
Allerdings rechnen nur wenige damit, dass auch hinter ihnen Autos fahren. De-
shalb ist das Betätigen der Fahrtrichtungsanzeige, wie es im Strafzeteldeutsch
heißt, eher fakultativ. Und auf Seitenspiegel könnte man eigentlich ganz verzicht-
en. Weil hinten, da passen ja die auf, die hinter einem fahren.
Man sollte die Fahrweise der Italiener nicht nachahmen, sondern neidlos an-
erkennen, dass sie sich besser einfädeln können - und sie sich einfädeln lassen.
Sonst gibt's Blechschäden und eine ganze Menge anderer Komplikationen, zumal
wenn man weder die Sprache noch das Versicherungssystem kennt. Auch auf Er-
fahrungen während längerer Zeiträume ist kein Verlass. Zum Beispiel darauf,
dass man durch das Parken im Halteverbot keinen Strafzetel bekommt, weil sich
wochenlang keine Amtsperson um den abgestellten Wagen gekümmert hat. Ge-
wohnheitsrechte gibt es nicht, und die Justiz in Italien ähnelt manchmal einem
Loteriespiel.
Im Allgemein habe ich gelernt: Auch den laxen Umgang mancher Einheimis-
cher mit den Regeln sollte man nicht unbedingt nachahmen. Also sicherheitshal-
ber die Warnweste im Auto haben, außerhalb geschlossener Ortschaten selbst
tagsüber mit Abblendlicht fahren, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen
und das uasi-Alkoholverbot (Grenze: 0,5 Promille) halten und lieber Kleingeld
fürs Parken opfern als mindestens 38 Euro Strafe zahlen. Und dann wird man
plötzlich feststellen, dass sich die meisten Italiener an dieselben Regeln wie wir
halten, weniger rechthaberisch fahren, auf den Autobahnen nicht so rasen wie
Nordländer es zu Hause tun, kurz: Sie haben Spaß an dem, was sie treiben. Und
wenn sie ihr Auto, wie in Neapel üblich, in Ermangelung von Parkplätzen auf
dem Mitelstreifen abstellen - man kann ja drum herum fahren. Übrigens Neapel:
Wer seine Fahrkünste nicht mit der Autoscooterfahrweise der Neapolitaner
messen möchte, sollte sich in der Stadt lieber zu Fuß oder mit öfentlichen
Verkehrsmitteln bewegen.
In einem kurzen Text unter der Überschrit »Ein Irrer fährt auf der Autobahn«
erzählt Umberto Eco, wie er in eineinhalb Stunden die drei Kilometer vom Beginn
der Autobahn Mailand-Bologna bis zur Mautstation zurückgelegt hat. »Es war
meine Schuld. Aber nachdem ich seit zwei Jahren nicht mehr auf einer Autobahn
gefahren war, hate ich Lust bekommen, noch einmal zu erleben, wie es ist, wenn
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