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werden und den Charme einer Baustelle ausstrahlen) sind inzwischen mit
Fahrkartenautomaten ausgestatet worden (Anleitung auch auf Deutsch), an den-
en man sowohl mit Kreditkarte als auch mit Bargeld bezahlen kann - so sie denn
funktionieren. Ganz davon abgesehen, dass man auf dem Internetportal der
Trenitalia bequem per Mausklick das Ticket kaut und selber ausdruckt. Aber wer
hat unterwegs schon seinen Drucker dabei? Für die Hauptstrecken mit den
Hochgeschwindigkeitszügen kann man sich inzwischen das Ticket (bzw. den
Buchungscode) auf sein Handy schicken lassen und dem Schafner präsentieren.
Bei inneritalienischen Verbindungen, die nicht zum Eurostarnetz gehören (Inter-
city und Regionalzüge), sollte man nicht vergessen, die Tickets und Zuschläge
vor der Abfahrt, wie vorgeschrieben, an einem der kleinen orangefarbigen
(neuerdings auch grünen) Automaten zu entwerten, sonst kann der Schafner
später Strafgebühren verlangen. Die Ausrede, der Automat am Gleis habe nicht
funktioniert, lässt er nicht gelten. Denn es gibt sie wirklich überall auf dem
Bahnhofsgelände, und irgendeiner funktioniert immer - in Italien funktioniert
selbst im schlimmsten Chaos immer irgendetwas.
Später, im Zug, kann man lesen, vielleicht sogar arbeiten, mit dem Gegenüber
plaudern, sich die Beine vertreten, aus dem Fenster gucken, die Gedanken neben
den Gleisen laufen lassen. Draußen ziehen Traumlandschaten vorbei, für die
Hollywood Millionenbeträge bezahlen würde: der strahlende Alpenkranz auf
dem Weg nach Turin, der südliche Gardasee auf dem Weg nach Venedig (und
dann erst die Lagune!) oder die Hügel des toskanisch-umbrischen Apennins auf
der Strecke nach Rom. Man muss sich allerdings mit Geduld wappnen angesichts
der vielen cellulari . Irgendein Handy iept immer. Aber das kennt man ja inzwis-
chen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auch.
Nur: Sobald Italiener ein Handy am Ohr halten, glauben sie, ihre Umgebung sei
in eine einsame Insel verwandelt. Und so brüllen sie in ihre cellulari , dass der
ganze Zug mithören kann, beschimpfen die Sekretärin oder den Geschätspartner,
erzählen Liebesabenteuer oder lassen schon mal den Weißwein zum Abendessen
kalt stellen. Trotz dieser Unbill kommt mir Eisenbahnfahren in Italien immer wie
ein Zeitgewinn vor, nie wie ein Zeitverlust. Wann habe ich schon mal dreieinhalb
Stunden Zeit für mich allein wie zwischen Mailand und Rom? Mit den neuen
Hochgeschwindigkeitszügen der Alta Velocità (AV), die nonstop durchrasen,
dauert es sogar nur noch drei Stunden. AV-Verbindungen gibt es heute zwischen
Turin-Mailand-Rom-Neapel. Die Strecke Mailand-Venedig (und später hofent-
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