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anni Agnelli und der Fiat-Gruppe, die fünfzig Prozent des Aktienkapitals der Fer-
rari AG übernahm. Als Papst Johannes Paul II. im Juni 1988 die Werke in Maran-
ello besuchte, war der neunzigjährige Enzo bereits so krank, dass er nicht daran
teilnehmen konnte und es nur zu einem telefonischen Kontakt mit dem Heiligen
Vater kam. Am 14. August 1988 starb Enzo Ferrari, der mit dem aubäumenden
Pferd das wohl weltweit bekannteste Markenzeichen Italiens geschafen hate
und noch heute in seiner Heimat (fast) wie ein Heiliger verehrt wird, weil er ein
erfolgreiches Italien, ein Land der Sieger repräsentiert. Und Modena hat ihm jetzt
mit dem Museo Casa Enzo Ferrari einen Wallfahrtsort gewidmet.
Zur Geschichte von Modena und dem Automobil gehört natürlich auch ein
Unternehmen wie das der Brüder Maserati, die von Bologna nach Modena wech-
selten und nicht weit von den alten Werkstäten Ferraris ihr Hauptquartier auf-
schlugen. Wie Piero, Enzos Sohn aus zweiter Ehe, erzählt, durte niemand im
Hause Ferrari den Namen der Familie Maserati in den Mund nehmen. Wenn von
ihr die Rede war, hieß es nur: »die von der Straße weiter oben.«
Sanremo und die Schwiegersöhne
Einmal im Jahr, im grauen Februar meist, waren die Straßen der Städte abends
leergefegt. Da saß die italienische Familie vereint zunächst vor dem Radio und
später vor dem Fernseher. Abend für Abend, fast eine Woche lang, wenn das it-
alienische Schlagerfestival aus dem Teatro Ariston von Sanremo übertragen
wurde. Und mit einem Lied wie »Volare«, Fliegen und Singen im blaugemalten
Himmel, machte Domenico Modugno (1958) Sanremo und den italienischen Sch-
lager unsterblich.
Das Festival ist inzwischen fast so betagt wie ich. Es wird seit sechzig Jahren
veranstaltet und wie das mit älteren Herrschaten so ist, hat es zuletzt etwas von
seiner Anziehungskrat verloren. Warum sich fünf Abende nacheinander vor den
Bildschirm hocken, sich immer dieselben Songs anhören und bis nachts auf die
Zwischenergebnisse warten - muss man sich das antun? Doch ein harter Kern
tut sich das weiterhin an, denn das Festival spiegelt auf seine Weise die pop-
ulärkulturelle Stimmungslage der Nation wider. So etwa im Jahr 2012 als
Wirtschatskrise und prekäre Arbeitsverhältnisse andere Reime als »dolore e
amore« (Schmerz und Herz) hervorriefen. Emma gewann mit dem Song »Non è
l'inferno« (Das ist nicht die Hölle), der sich dem gegenwärtigen Zustand des
Landes widmete, der (laut Text) besser sei als sein Ruf. Und ein Altstar wie Adri-
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