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menviertel von Neapel kennengelernt haben. Aber der siebte Himmel, das ist die
Stadtmeisterschat, das Derby eben.
Ich versuche jedes Jahr, Karten für die beiden Mailänder Derbyspiele zu
bekommen. Vor ein paar Jahren gewann Inter die Inszenierung der Tribüne
eindeutig, als die schwarz-blaue Kurve ihre Gegner in der fossa dei leoni (wört-
lich: im Löwengraben) ironisch zum schwarz-roten Teufel wünschte, auf den
sonst die Milanfans besonders stolz sind.
Das Spiel auf dem Rasen verlief genau umgekehrt, die Niederlage von Inter
war grausam, und ich habe noch nie so viele entsetzte tifosi gesehen, die während
des Spiels das Stadion verließen. Am Schluss waren von den rund 25000
Menschen in der Interkurve nur wenige Hundert übriggeblieben. Und Milan
hate sechs zu null gewonnen - 6:0! Die »Partie der Rache« ging ebenfalls mit
zwei zu vier für Inter verloren. Ein paar Jahre später konnte dann Inter mehrere
»Stadtmeisterschaten« ebenso für sich entscheiden wie den scudeto - und das
fünf Mal in Folge! Wir Interisti waren im siebten Himmel, als 2010 das Derby, die
Meisterschat, der Landespokal und die Champions League gewonnen wurden.
Danach ging es leider wieder bergab und Katerstimmung machte sich breit, zu-
mal wenn man den Spot von meinem Schwager Tonio ertragen muss, der Juven-
tino ist…
Fußball wie auch die Formel 1 oder der Radsport werden immer mehr zu einem
Medienereignis. Die Spiele werden in einer Konferenzschaltung direkt neunzig
Minuten lang im nationalen Radio übertragen. Abgesehen von den Livesendun-
gen des Bezahlsenders Sky, gibt es erste Tore dann ab 18 Uhr im freien Fernsehen
zu sehen. Einige Lokalstationen, die sich keine Bildrechte leisten können, ver-
suchen, ihre Zuschauer auf eine ganz besondere Art zufriedenzustellen: Im Stu-
dio sitzen ein paar Experten, die das Spiel auf Sky verfolgen (aber nur sie, der
Zuschauer natürlich nicht) und kommentieren. Ab und zu schaltet man live ins
Stadion, wo ein meist sehr aufgeregter Sprecher vom Spielgeschehen berichtet
(den allein man zu Gesicht bekommt). Neben den Experten im Studio sitzt in der
Regel - net anzusehen - eine tiefdekolletierte Begleiterin. Meist bleibt sie
stumm, manchmal liest sie auch E-mails vor, mit denen Zuschauer sich zu Wort
melden. Vom Spiel sieht man dagegen nichts. Der Sonntagabend ist auf allen
Kanälen mit Sportshows gefüllt - bis zur letzten großen Sendung ab 22.30 Uhr,
der inzwischen mythischen »Domenica sportiva« , die seit Jahrzehnten mit der
»Moviola« , der Wiedergabe der Foulszenen in Zeitlupe, ein Schreck für alle
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