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Nonantola bei Modena kamen kürzlich einige »Kinder« der Villa Emma zu einer
Ausstellungseröfnung wieder zusammen. Die heute über achtzigjährigen
deutschstämmigen Juden lebten Anfang der Vierzigerjahre in der Villa Emma,
einem Heim am Rande des Städtchens Nonantola, in das sie auf einem abenteuer-
lichen Fluchtweg aus Deutschland über Kroatien und Slowenien gekommen war-
en.
Das faschistische Italien gewährte diesen rund siebzig elternlosen Kindern, die
von jüdischen Hilfsorganisationen unterstützt wurden, Asyl unter der Bedin-
gung, dass jeder Kontakt mit Italienern verboten war. Natürlich lernten italienis-
che Kinder schnell die aus der Villa Emma kennen; sie spielten miteinander und
freundeten sich an. Als deutsche Truppen am 8. September 1943 Italien besetzten,
verschwanden die Kinder noch in derselben Nacht aus ihrem Heim. Einige wur-
den im Priesterseminar oder im Kloster versteckt, die meisten kamen aber bei
den Familien Nonantolas unter. Nach einigen Wochen gelang fast allen die Flucht
in die Schweiz, von wo aus sie nach Kriegsende Palästina erreichten.
Das Prinzip Familie
Die Familie ist mehr als nur Verwandtschat. Der Familienzusammenhalt hat in
Norditalien sowie in einigen Gegenden Mitel- und Süditaliens ein ganzes Netz
von Kleinunternehmen entstehen lassen, das als Grundlage des wirtschatlichen
Reichtums des Landes gilt.
Mein Nefe besitzt zum Beispiel einen kleinen Betrieb für Decken- und Wand-
verkleidungen. Er hat ihn von seinem Vater übernommen, der einen festen
Arbeitsplatz in der Industrie aufgegeben hate, um sich ein eigenes Kleinun-
ternehmen aufzubauen. Möglich wurde das nur, weil zunächst seine Frau und
eben auch der Sohn mitgearbeitet haben. Heute wohnt mein Nefe nur einen
Steinwurf von seiner Werkstat im Hinterland Mailands entfernt. Vater und Mut-
ter sind derweil nach Sardinien zurückgekehrt, wo sie ihr Rentnerdasein
genießen.
Wer etwa zwischen Turin im Piemont bis nach Treviso in Venetien mit dem
Auto durch das Umland der größeren Städte fährt, wird überall diese Kombina-
tion von Wohn- und Arbeitsgebäuden entdecken. Wie um einen Bienenstock
summt der Verkehr, Last- und Lieferwagen bestimmen das Bild der ot über-
lasteten Straßen, die in keinem Reiseführer beschrieben werden. Hier wird je-
doch in kleinen, eizienten und lexiblen Betrieben der Reichtum produziert, der
