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ster die Fernseher, aber außer ein paar gelangweilten Kindern guckte keiner bei
»Mamma RAI« zu, wichtig war nur, dass alle Nachbarn sehen (hören) konnten,
dass man einen Fernseher besaß. Allerdings besaßen die meisten einen Fernseher,
und so konnte es manchmal ganz schön laut werden - zum Glück gab es damals
nur zwei Programme.
Die Häuser waren unterhalb einer Burganlage zum Teil in den Fels geschlagen,
jedes schmiegte sich eng an das andere an. Sie bestanden aus zwei bis drei übere-
inanderliegenden Zimmern, die mit einer Treppe verbunden waren. Antonieta
erzählte, dass zu Zeiten ihrer Eltern noch jede Familie in einem Zimmer leben
musste. Als wohlhabend galt der, der im Erdgeschoss einen Esel stehen hate.
Wenn eine einzelne Familie ein ganzes Haus besaß, galt das als Luxus.
Heute werden diese Häuser an Touristen vermietet oder verkaut. Die Kinder
der Generation Antonietas sind fast alle in modernere und praktischere
Neubausiedlungen in Bosa gezogen, wo sie jedoch nicht mehr auf der Straße
sitzen können. Dafür kann man jetzt mit dem Wagen vom Supermarkt direkt vor
die Wohnung fahren und zwanzig oder mehr Fernsehkanäle empfangen.
Der Clan der principessa
Das Gegenstück zur Familiengeschichte von Antonieta kann ich aus Mailand
erzählen. Und sie beginnt mit der Nase eines Heiligen - der Riesennase von Carlo
Borromeo (1538-1584), die auf Gemälden in (nicht nur) norditalienischen Kirchen
gut zu erkennen ist. Diese frühbarocken Bilder des Familienstars oder die seines
Neffen, Kardinal Federico Borromeo, der als Förderer der Kunst und der Wis-
senschaten in die Geschichte einging, sind jedoch der siebzigjährigen principessa
(Fürstin) Bona Borromeo, die heute der Familie vorsteht, viel zu feierlich. » Basta ,
immer nur Heilige und Kardinäle, die Familie hat mehr zu bieten«, sagte sie, als
ich sie bei einer Ausstellung traf. Heiliger und Topmodel, Fürst und Designer, im
Familienclan der Borromeo ist alles möglich. Und als die contessina , die »kleine
Gräin« Lavinia kürzlich ihren ersten Sohn auf die Welt brachte und ihm den Na-
men Leone gab, jubelte der Vater: »Ein neuer Juve-Fan ist geboren!« Denn der
Vater, der Agnelli-Erbe John Philip Elkann, ist auch Mitbesitzer des Turiner
Fußballclubs Juventus. Die Hochzeit fand 2004 auf der ganz mit weißen und gel-
ben Blumen (den Wappenfarben der Borromeo) geschmückten Familieninsel Isola
Bella im Lago Maggiore stat. Dazu hate man einen intimen Freundeskreis von
700 Personen des europäischen (Geld-)Adels geladen.
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